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Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zur Abwrackprämie

Köln (ots)

Fragwürdiges Treiben
MARKUS GRABITZ, Berlin, zur Abwrackprämie
Allein schon das Wort: Ab
wrackprämie. Es ist ein
Zungenbrecher und eine
sprachästhetische Zumutung.
Die A-Prämie hat einen derart
beängstigenden wie überra
schenden Erfolg, dass sie als
Symbol für einen wenig
schmeichelhaften Charakter
zug der Volksseele in die Ge
schichtsbücher eingehen könn
te: Sie steht für den Hang der
Deutschen, jegliche Besinnung
fahren zu lassen, wenn ein
Schnäppchen lockt. In Geiz-ist-<>
geil-Tradition verfallen Autohal
ter gerade dem kollektiven
Kaufrausch, weil der Staat mit
zweieinhalbtausend Euro winkt.
Es ist wie am Grabbeltisch im
Kaufhaus: Wegen der Gier nach
dem vermeintlichen Geschenk
lassen viele Menschen Beden
ken fahren. Etwa, dass der Kfz-Handel die Prämie längst bei
der Kalkulation eingepreist ha
ben könnte. Oder: Anstatt den
gebrauchten Wagen in die
Schrottpresse zu fahren, gebö
te der gesunde Menschenver
stand, es zunächst einmal auf
dem Gebrauchtwagenmarkt zu
probieren, ob das Fahrzeug
nicht einiges mehr als die 2500
Euro erbringt. In etlichen Fällen
hätte sich die Mühe sicher ge
lohnt, weil Neukäufer mit dem
Altwagenverkauf in Kombinati
on mit zähem Aushandeln von
Rabatten besser gefahren wä
ren als mit der Inanspruchnah
me der A-Prämie.
Die Koalition lässt sich auch
noch dafür feiern, dass sie das
fragwürdige Treiben in die Ver
längerung schickt. Dabei
schlägt sie sämtliche ord
nungspolitischen Gegenargu
mente in den Wind: Obwohl
Subventionen eigentlich abge
schafft werden sollen, pumpt
sie mal eben fünf Milliarden Eu
ro allein in die Automobilin
dustrie. Und verschiebt damit
längst überfällige Anpassungs
prozesse der Branche an verän
derte Kundenwünsche.
Subventionen sind unge
recht, auch die A-Prämie:
Sie privilegiert die Kleinwagen
hersteller, Anbieter im gehobe
nen Segment gehen leer aus.
Fest steht, wenn sich die allge
meine Hysterie gelegt hat, wird
der Katzenjammer groß sein:
Die Branche wird klagen, weil
Kunden fehlen, die jetzt zuge
schlagen habe. Der Staat wird
Krokodilstränen vergießen, weil
das Geld in der Kasse fehlt.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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