Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommengtar zum Thema "soziale Unruhen" drohen
Köln (ots)
Falsche Töne
JOST SPRINGENSGUTH zur Debatte um soziale Unruhen
Die DGB-Gewerkschaften steuern mit explosiven Vokabeln des Vorsitzenden Sommer, sekundiert von der sozialdemokratischen Präsidentschaftskandidatin Gesine Schwan, in die Woche des 1. Mai. Das sind zu dieser Zeit die falschen Töne. Die Angst vor Betroffenheit von den täglichen Wirtschaftsmeldungen nimmt zu. Zahlen und Prozente verschiedener Statistiken, Gutachten und Prognosen tauchen laufend neu auf. Sie werden oft mit Bemerkungen versehen, dass es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie so schlimm gewesen sei wie jetzt, und sie werden manchmal untermalt mit Schwarz-Weiß-Bildern aus schwersten Zeiten.
Die gefühlte Wirtschafts- und Finanzkrise fällt weiter unterschiedlich aus. Dort, wo Kurzarbeit eingeführt wird, Zeit- und Leiharbeitsverträge auslaufen und Firmenschließungen harte Realität sind, ist das schwere Problem unmittelbar bei den Menschen. Überwiegend herrscht aber noch Unsicherheit - verbunden mit Fragen, wie es weiter und wann es wieder aufwärts geht. Erste Frühindikatoren einer erhofften Wende sind zwar noch nicht belastbar; sie sind aber da. Viele Menschen klammern sich an die positiven Signale. Sie wissen aber auch, dass das allgemeine politische und das soziale Umfeld nicht vergleichbar ist mit den zitierten bösen Szenarien.
Zur Wirtschaft gehört weiter ein Großteil Psychologie. Selbst einzelne unvorsichtige oder falsche Vokabeln schlagen voll auf Stimmungen und Entscheidungen durch. Alle Welt ist bemüht, Vertrauen aufzubauen. Nur dieser Weg führt wieder nach oben. Wer soziale Unruhen vermeiden will, darf sie nicht herbei reden. Das sollte die Botschaft mit Blick auf den Maifeiertag sein.
Der kurzfristige politische Erfolg ist den Preis nicht Wert, den die neuen Töne zur Wiederbelebung des Klassenkampfes nun einmal kosten. Trillerpfeifen und Transparente gehören zu jeder Demonstration. Sie können gleichwohl die sachliche Debatte nicht ersetzen. Sie aber muss bei allen Meinungsverschiedenheiten gängiger Standard bleiben.
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