Kölnische Rundschau: KOMMENTAR: Freiräume Norbert Wallet, Berlin, zur Wiederwahl Horst Köhlers
Köln (ots)
Nun ist Horst Köhler, der Bürgerpräsident, zum zweiten Mal von einer Bundesversammlung gewählt worden. Das sollte ihm Sicherheit und Unabhängigkeit für seine zweite Amtsperiode geben. Diese Sicherheit in der Interpretation seiner Rolle hatte ihm lange gefehlt. Was nicht anders sein konnte, da das Wahlergebnis von 2005 den gedachten Spielplan frühzeitig zunichte gemacht hatte.
Dass er sich danach oft in die Rolle des Abkanzlers der Politik begeben hatte, liegt eben auch daran, dass diese Position sicheren Beifall garantierte. Den hat Horst Köhler aber gar nicht nötig. Ihm wird zugehört. Er wird als integer und kompetent geschätzt. Nun kann er in aller Gelassenheit alle Rollenklischees beiseite legen - auch das des Wegbereiters einer neuen politischen Wende.
So nämlich hatte das Duo Merkel/Westerwelle seine Funktion einst gesehen. Mit seiner Wiederwahl ist Köhler dieser Abhängigkeit nun entwachsen. Das verschafft ihm neue Freiräume. Von einer menschlichen Globalisierung nach verlässlichen Regeln hat er gestern gesprochen. Köhler wäre prädestiniert dafür, dies zum Thema seiner zweiten Amtszeit zu machen. Er weiß, wovon er spricht, weil er das internationale Finanzsystem nicht nur kennt, sondern mitgestaltet hat. Und weil er die Folgen der Globalisierung am Beispiel Afrikas genau studiert hat.
Nur müsste Köhler sich allerdings auch die Freiheit nehmen, in seinen Analysen, Erklärungen und Forderungen voran zu gehen, und nicht nur - wie in seiner jüngsten Berliner Rede - Entwicklungen zusammenzufassen. Er kann kein drittes Mal gewählt werden. Nie also war er unabhängiger als jetzt. Diesen Raum muss er nutzen. Dann wird aus dem beliebten Präsidenten auch noch ein großer.
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