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Kölnische Rundschau: zu Sarrazin/Bundesbank

Köln (ots)

Was ist denn gestern passiert? Wurde da etwa ein
mutiger Mann mundtot gemacht, ein kluger Mahner kaltgestellt, weil 
offene Kritik statt multikulturellem Heile-Welt-Geschwätz eben nicht 
geduldet
wird? Das zumindest trifft den Fall Thilo Sarrazin, der nun von
wichtigen Aufgaben bei der Bundesbank entbunden wurde, nicht. 
Sarrazin ist ein kluger Kopf, ein hervorragender Finanzfachmann, 
keiner, der am Ende seines Berufswegs einen schicken 
Versorgungsposten bekommen hat. Im Gegenteil, man wäre ganz beruhigt,
könnte er weiterhin bei der Bundesbank für den Bereich "Bargeld" 
zuständig sein. Sarrazin, auch das ist ein Verdienst, ist ein 
hinreißender Provokateur. Wie er
in seiner Zeit als Finanzsenator die Berliner Versorgungsmentalität 
geißelte - das war ein Fest. Sein erfrischender Spott über die 
lendenlahme Berliner Schludrigkeit hat mit dazu beigetragen, dass aus
dem Drei-Millionen-Provinznest eine internationale Metropole geworden
ist. Dafür ist er nicht abgestraft worden. Auch nicht dafür, dass er 
Probleme der Stadt benennt, die eindeutig existieren: Ja, es gibt 
Integrationsprobleme - und, ja, die meisten betreffen
Türken und Araber und nicht Russen oder Vietnamesen. Aber Sarrazin 
hat in diesem Fall entschieden überzogen, als er "die Türken" und 
"die Araber" generell attackierte, sie abqualifizierte als 
"Produzenten" von Kopftuch-Mädchen. Klar ist: Es gibt die von 
Sarrazin angerissenen Probleme, auch die Zuwanderung in die
Sozialkassen, aber sie betreffen nicht alle Türken, nicht alle 
Araber, sondern eine bestimmte soziale Schicht in der Stadt.
Das ist der Kern. Wer in der dritten Generation arbeitslos ist, wird 
zum Problemfall - und diese Fälle gibt es eben im "türkischen"
Kreuzberg wie eben auch im "deutschen" Marzahn. Diese Differenzierung
ist grundlegend wichtig. Sarrazin hat sie mit
Vorsatz ignoriert. Darum ist es verständlich, dass die im 
internationalen Licht stehende Bundesbank Konsequenzen zog.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Engelbert Greis
print@kr-redaktion.de

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