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Kölnische Rundschau: zu Merkel/Kabinett

Köln (ots)

Die bisher größte Regierungskrise traf die Kanzlerin
mit ganz kurzer Vorwarnung. Weil der frühere Verteidigungsminister 
Jung so  überfordert wie unverantwortlich agierte, als er von den 
zivilen Opfern des von der Bundeswehr befohlenen Luftschlags in 
Afghanistan erfuhr, muss sie nun ihr Kabinett großflächig umbauen. Im
Grunde genommen hat sie damit viel zu lang gewartet. Es ist müßig, 
die erkleckliche Zahl von Gelegenheiten aufzulisten, in denen 
offenbar wurde, dass Jung auf dem Posten im Bendlerblock eine 
Fehlbesetzung
war. Um seine persönliche Loyalität zu würdigen, den 
Landesgruppenproporz am Kabinettstisch zu achten und dem Drängen
des hessischen Ministerpräsidenten Koch nachzugeben, blieb Jung 
überhaupt Minister. Seine Fehler im Verteidigungsressort 
disqualifizieren ihn zweifellos auch für die Leitung des 
Arbeitsministeriums. Während Jung mindestens einen Tag zu spät 
zurücktrat, zauberte Merkel schneller als erwartet mit der ohnehin 
geschickt agierenden und beliebten Ursula von der Leyen und der 
frischen Kristina Köhler neue Namen für das Arbeits- und das Familien
ministerium aus dem Hut. Anstatt lange zu lavieren, wird das Kabinett
jünger und weiblicher. Aber auch besser? Der verstolperte Start von 
Schwarz-Gelb hatte Merkel schon zugesetzt - allein weil
sie persönlich beliebt ist, wurden ihr die Irritationen über die
Gesundheits- und Steuerpolitik nicht selbst zugeschrieben.
Merkel hat die Zeichen der Zeit erkannt und eine großflächige
Operation kleinen Korrekturen vorgezogen. In diesen Tagen
kommt es auf das Signal an. Ob nun die geeigneten Minister
ihre Aufgaben richtig erfüllen und die Startschwierigkeiten
damit behoben sind, steht noch auf einem anderen Blatt.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Engelbert Greis
print@kr-redaktion.de

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