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Kölnische Rundschau: Im Panikraum
Raimund Neuß zum Fall Westergaard

Köln (ots)

Kurt Westergaard wusste, was ihm drohte: Der durch
eine Mohammed-Karikatur bekannt gewordene dänische Zeichner besitzt 
einen gesicherten "Panikraum", der ihm und seiner kleinen Enkelin 
jetzt möglicherweise das Leben gerettet hat. So groß die 
Erleichterung darüber ist, so sehr drängen sich zwei Fragen auf.
Die erste Frage gilt westlichen Sicherheitsbehörden. Der 
Attentäter war kein unbeschriebenes Blatt. Wussten die dänischen 
Behörden wirklich nur von Visaproblemen in Kenia, wie jetzt behauptet
wird? Welchen Sinn hat eigentlich die extrem restriktive 
Ausländerpolitik
in Dänemark, wenn ein junger Mann mit mutmaßlichen El-Kaida-Kontakten
zwar geheimdienstlich beobachtet wird, aber eine 
Aufenthaltsgenehmigung bekommt? Behörden, die immer tiefer in die 
Rechte unbescholtener Bürger eingreifen, solche Behörden stehen im 
Verdacht, Informationen über einen durchaus nicht unbescholtenen 
Zeitgenossen verbummelt zu haben.
Die zweite Frage gilt unserem westlichen Verständnis von Meinungs-
und Religionsfreiheit. Natürlich hat Westergaards Politsatire mit der
Bombe im Turban des Propheten die Mehrheit der Muslime nicht erfreut.
Ebenso wenig freuen sich die meisten Christen über religionskritische
Karikaturen - beispielsweise - eines Manfred Deix. Trotzdem ist auch 
von den Kirchen ein Ja zur Religionsfreiheit zu erwarten. 
Einschließlich der negativen Religionsfreiheit, also des Rechts, eine
oder auch jede Religion abzulehnen und zu kritisieren.
Bekennen wir alle uns auch im Fall Westergaard zu diesen 
Freiheitsrechten, oder ziehen wir uns in den kollektiven Panikraum 
zurück und stellen schulterzuckend fest, dass man Christen 
provozieren darf, aber keine Muslime? So wie "2012"-Regisseur
Roland Emmerich lieber den Petersdom als die Kaaba virtuell zerstören
lässt? Nein, das Recht auf Kritik gilt gegenüber jeder Religion. 
Gerade die islamischen Verbände sollten es jetzt verteidigen. Nur so 
ist Gewalttätern die Illusion zu nehmen, sie
handelten mit schweigender Zustimmung ihrer Glaubensbrüder.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Engelbert Greis
print@kr-redaktion.de

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