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Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau: Zu den Aschermittwochsreden

Köln (ots)

Die Koalition hebt auch am Aschermittwoch die Welt
nicht aus den Angeln; sie bekäme sie auch kaum je wieder hinein. So 
fiel also der erbitterte Schlagabtausch aus, den die Partei-Anhänger 
vor allem von
CSU-Chef Horst Seehofer und dessen liberalem Duz-Freund Guido 
Westerwelle erwartet hatten. Statt dessen eher Magerkost - passend am
ersten Tag der Fastenzeit, auch von der Opposition, ob Gabriel oder 
Özdemir, kam nichts wirklich Neues. Seehofer jedenfalls machte
sich regelrecht klein am Pult. Dass er ein Schwarzer sei, war
noch die energischste Äußerung, die er zu bieten hatte. Ansonsten 
wenig Feuer, kaum Ideen, und nur ein schwaches Signal, dass man doch 
schließlich in einer Wunschkoalition regiere. Dagegen wetterte 
Westerwelle bei seinem Auftritt im Alleingang weiter wie gehabt
gegen mögliche höhere Hartz-IV-Sätze und zeigte sich dabei
gewiss, "dem Volk" aus dem Herzen zu sprechen. Ein feuriges 
Aschermittwochs-Fernduell um die besseren Ideen sieht anders aus - 
und es ist Seehofer, der ihm aus dem Weg gegangen ist. Er hatte 
gestern kaum den Mumm, sich für Verbesserungen für Sozialschwache 
stark und stimmgewaltig zu machen - aus Angst, die Konservativen in 
der Union in deren Verdacht zu bestärken, dass die FDP ihnen die 
Butter vom Brot nimmt? So war der Aschermittwoch vor allem eins - der
Auftakt zum Landtags-Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen. Es bleiben
noch wenige Wochen bis zum Mai, um zu einer klareren, gemeinsamen 
Linie zu finden. Den Streit der Koalitionäre auf die Spitze zu 
treiben, indem er auch noch müde und entsprechend humorlos inszeniert
wird, verbot sich von selbst. Und doch war diese Vermeidungstaktik 
vor allem das Indiz dafür, wie sehr Union und FDP zurzeit mit sich 
selbst beschäftigt sind. Doch am Streit über Hartz IV entscheidet 
sich mehr: die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit. Es ist an 
Kanzlerin Merkel, hier jenseits aller Büttenreden Klartext zu reden.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Engelbert Greis
print@kr-redaktion.de

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