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Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau: zu Westerwelle/Reisen

Köln (ots)

Möglicherweise wird Guido Westerwelle schnell der
Nachweis gelingen, dass er es bei der Auswahl seiner 
Wirtschaftsdelegation mit Recht
und Gesetz genau genommen hat. Damit ist der Außenminister aber noch 
lange nicht aus dem Schneider. Die nicht abreißenden Vorwürfe gegen 
die Mitreise-Praxis zeigen, dass Westerwelle in der Sache zumindest 
wenig politischen Instinkt zeigte und sich inhaltlich angreifbar 
gemacht hat. Das Vorgehen des FDP-Chefs befremdet: Seine Partei steht
ohnehin seit Monaten im Verdacht, sich bei ihrem Regierungshandeln 
auch von Lobbyinteressen leiten zu lassen. Da gebietet es schon die 
strategische Klugheit, alles zu tun, damit nicht der Anschein von
der Verquickung privater und beruflicher Interessen aufkommt. Auch in
der Sache bietet Westerwelle eine offene Flanke. Unter sämtlichen 
Vorgängern war es die Ausnahme, wenn der Chef des Auswärtigen Amtes 
sich ins Ausland von seinem (Ehe-)Partner begleiten ließ. Selbst die 
Kanzler Gerhard Schröder und Angela Merkel reisten in der Regel ohne
Partner. Westerwelle beansprucht für sich eine Begleitpraxis, die
sonst nur dem Bundespräsidenten zusteht, wenn er als Staatsoberhaupt 
auf Staatsbesuch geht. Umso pikanter wird es, da der Lebenspartner 
von Westerwelle nicht Journalist ist wie Kanzlergattin Doris 
Schröder-Köpf oder Wissenschaftler wie der Ehemann von Angela Merkel.
Er ist vielmehr Eventmanager, dessen Kapital die Kontakte in Politik,
Kultur, Wirtschaft und Medien sind. Und genau diese Kontakte lassen 
sich auf Politikerreisen bestens knüpfen. Dabei müsste Westerwelle 
wissen: Gerade ein Minister hat eine wichtige Vorbildfunktion. Sein 
Handeln wird an besonders strengen moralischen
Maßstäben gemessen. Westerwelle muss noch viel lernen. Die Zeit dazu 
könnte er haben, wenn er die penetranten Ausflüge in die Innenpolitik
künftig unterließe.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Engelbert Greis
print@kr-redaktion.de

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