Kölnische Rundschau: zu Abrüstung
Köln (ots)
Der Text für das lang erwartete Start-Nachfolgeabkommen ist seit gestern unter Dach und Fach. Damit steht die deutliche Reduzierung der nuklearen Waffenarsenale in den USA und in Russland bevor. Barack Obama folgt damit seiner Vision einer atomwaffenfreien Welt - und jede Menge Beifall dürfte ihm vor allem im Ausland gewiss sein. Doch der jetzt ausgehandelte Vertrag kann nur als Einstieg in den Ausstieg gesehen werden. Denn der weiter gewaltige Umfang an Trägersystemen und Sprengköpfen im Besitz der Supermächte macht Jahrzehnte nach dem Ende des Kalten Krieges militärstrategisch und geopolitisch keinen Sinn mehr. Das muss auch für die in Deutschland lagernden amerikanischen Atombomben gelten. Dabei hat das Weiße Haus bisher keinen Ausweg aus einem Widerspruch gefunden, mit dem sich Außenminister Guido Westerwelle bei seinem letzten Treffen mit Hillary Clinton konfrontiert sah: Westerwelle stützt die Vision einer atomwaffenfreien Welt und will deswegen den Abzug der letzten Atombomben. Doch Washington will wegen der nuklearen Abschreckung noch Bomben in Büchel lagern. Ohnehin ist für Obama das deutsche Anliegen nur ein Randaspekt der strategischen Überlegungen. Denn auch der US-Präsident weiß, dass die wahre Bedrohung für den Frieden heute in der Gefahr liegt, dass religiöse Fanatiker etwa ei nen Atombombenzünder in die Hand bekommen. Die bisherigen Grundlagen der gegenseitigen maximalen Abschreckung durch die Drohung mit einem nuklearen Vergeltungsschlag funktionieren in einer Zeit nicht mehr, in dem Märtyrertode zum Mittel der Wahl islamischer Extremisten zählen. Keinen Tag zu früh kommt deshalb der "Nukleargipfel" Mitte April in Washington. Hier muss die Weltgemeinschaft im sich seit Jahren dahinschleppenden Atomstreit mit dem Regime in Teheran endlich Farbe bekennen - und den Mut zu weitreichenden neuen Sanktionen aufbringen.
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