Kölnische Rundschau: zu atomarer Abrüstung
Köln (ots)
Als noch niemand das nahende Ende des Kalten Krieges oder des Gleichgewichts des atomaren Schreckens ahnen konnte, bellte Herbert Grönemeyer 1984 in seinem besten Lieder-Stakkato: "Oh, Amerika/lad Russland endlich zu dir ein/einigt, entrüstet euch /Amerika/ oder schießt euch gemeinsam auf den Mond/ schlagt euch dort oben/ er ist unbewohnt." Ende der Lyrik. Nach dem Mauerfall folgte das erste Abrüstungsregime Start I, dessen Folgeabkommen Start II dagegen bis heute nicht ratifiziert wurde. Und nun - eine neue Epoche? US-Präsident Obama will eine atomwaffenfreie Welt. Was bedeutet das für Deutschland, wo noch bis zu 20 US-Atombomben lagern? Sie werden bleiben. Denn die Bedingungen, unter denen die USA ihre Atomstrategie ändern, sind aus Sicht Amerikas im Gefahrenraum Europa nicht erfüllt. So lange Russland über Nuklearwaffen verfügt, wird Washington nicht auf eigene, an der Grenze stationierte Arsenale verzichten. Und selbst, wenn Moskau die Sprengköpfe verschrotten würde, stellt seine ungleich höhere Anzahl biologischer und chemischer Angriffswaffen eine Bedrohung dar, auf die Amerika im Ernstfall nuklear antworten wird. So wie Russland auf eine entsprechende Aggression eines Feindes reagieren würde. Und China. Und Indien. Und Pakistan. Und Israel. Deutschland hat mit der fremden Bombe zu leben gelernt. Dennoch pocht nach der rot-grünen Bundesregierung 1998 auch die amtierende schwarz-gelbe Koalition zurecht darauf, dass Amerika seine letzten verbliebenen taktischen Waffen abzieht. Zugleich verlangen viele Osteuropäer des früheren Warschauer Paktes, dass die Russen ihre dortigen Arsenale räumen. Der Druck also nimmt zu, und es kann das große Verdienst der Nato werden, zumindest in Europa ein neues sicherheitspolitisches Konstrukt zu schaffen, welches ohne Atomwaffen auskommt. Frei nach Grönemeyer: Einigt, entrüstet euch.
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