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Kölnische Rundschau: Kommentar zur Pisa-Studie 2012

Köln (ots)

Die Reformen greifen

Sandro Schmidt

zu den Ergebnissen der Pisa-Studie

Die Bildungsreformen in Deutschland greifen. In Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz liegen hiesige Schüler inzwischen deutlich über dem OECD-Durchschnitt und insgesamt im oberen Drittel. Grund zum Jubeln besteht zwar noch nicht, aber im Vergleich zum desaströsen Ergebnis der ersten Pisa-Studien von 2001 und 2003 haben unsere Kinder international erfreulich aufgeholt. Nicht zuletzt ist dies ein Verdienst engagierter, oft zu Unrecht gescholtener Lehrer.

Vor allem leistungsschwache und sozial benachteiligte Schüler haben 2012 besser abgeschnitten als noch vor Jahren und somit anders als zuvor den Gesamtschnitt nicht drastisch gesenkt. Erfreuliches gibt es hier beim Thema Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildung zu vermelden: Die zurecht jahrelang bitter beklagte, skandalöse Kluft schließt sich in Deutschland langsam wieder. Schüler mit Zuwanderungshintergrund zeigen bessere Leistungen, was gewiss mit einer gegenüber den 90er Jahren massiv verstärkten Sprachförderung, die im Kindergartenalter beginnt, zu tun hat. Denn wer kaum deutsch spricht, kann bei aller Intelligenz dem Unterricht nicht folgen - mit entsprechenden Konsequenzen für Schule, Ausbildung und Beruf.

Zu dem von Pisa konstatierten Trend passt auch eine Untersuchung des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft, nach der die Zahl junger Menschen ohne Berufsabschluss seit 2005 prozentual beständig sinkt.

Warum asiatische Schüler aus Schanghai, Singapur, Korea oder Japan in der Pisa-Studie weiter klar vorn liegen, beschreiben Forscher zusammengefasst so: Die dortige Bildungskultur ist eine andere als im Westen, es wird mehr in Wissen investiert, vor allem jedoch mehr und länger gepaukt. Wer versagt, bringt auch der Familie öffentlich Schande. Schon Grundschulkinder leisten daher unter starkem Druck oft ein größeres Pensum als viele erwachsene Vollzeitbeschäftigte in Europa. Eine solch rigide Lernkultur auf Kosten der Entwicklung von Kreativität und Persönlichkeit der Kinder ist ein hoher Preis - und nach unserem Gesellschaftsverständnis weder durchsetzbar noch wünschenswert.

Trotz der aktuell erfreulichen Ergebnisse gibt es in Deutschland aber keinen Grund, selbstzufrieden in den Anstrengungen nachzulassen. Bildung ist die einzige Ressourcen, auf die ein rohstoffarmes Land wie die Bundesrepublik verlässlich seine Wirtschaft stützen kann. Und angesichts der demografischen Entwicklung, einer stark sinkenden Zahl von Kindern, muss - nicht nur, aber auch aus diesem Grund - darauf geachtet werden, möglichst viele Schüler möglichst gut auszubilden. Keiner darf in der Schule abgehängt werden:

Zumindest als Zielvorstellung muss diese Maxime in der heutigen stärker denn je wissensbasierten Welt gelten. Ein erster wichtiger Schritt dorthin ist in den vergangenen Jahren getan worden.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Sandro Schmidt
sandro.schmidt@kr-redaktion.de

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