All Stories
Follow
Subscribe to Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau

Benedikts eigene Wahrheit
Raimund Neuß zum Münchner Missbrauchsgutachten

Köln (ots)

Als "Mitarbeiter der Wahrheit" hat sich Joseph Kardinal Ratzinger in seinem bischöflichen Wahlspruch bekannt, als Papst hat Benedikt XVI. eine Enzyklika über die "Liebe in der Wahrheit" verfasst. Aber wie geht er mit der Wahrheit um? Nach der Vorstellung des neuen Münchner Missbrauchsgutachten könnte man zu Benedikts Gunsten nur annehmen, dass ihn sein - wie er betont: gutes - Erinnerungsvermögen doch im Stich lässt.

Noch am Donnerstagmorgen wiederholt sein Biograf Peter Seewald die Behauptung Ratzingers, er habe an der Ordinariatssitzung nicht teilgenommen, in der es um die Übernahme eines einschlägig belasteten Priesters aus dem Bistum Essen ging. Am Mittag zitiert Gutachter Ulrich Wastl das Protokoll der Sitzung, auf der sich "der Herr Kardinal" unter anderem über den Fall Hans Küng äußerte. Wie ist das zu vereinbaren?

Soweit die Ebene der konkreten Abläufe. Selbst wenn Ratzinger sich wirklich nicht mit dem Fall dieses Priesters befasst hätte: Müsste er sich dann nicht Fahrlässigkeit vorwerfen? Was soll - in einem anderen Fäll - das Herausreden auf angebliche Geheimbestimmungen? Oder auf nur außerdienstlichen Exhibitionismus eines Priesters?

Auch wenn Benedikt-Ratzinger im Fokus steht: Sein Verhalten ist typisch für viele. Auch sein Nachfolger Friedrich Kardinal Wetter versucht sich herauszureden. Selbst der heutige Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, der letztes Jahr spektakulär seinen Rücktritt angeboten hatte, "fühlt" sich nur "mitverantwortlich" und entschuldigt sich im Namen der Diözese, nicht im eigenen. Zumindest er hätte zeigen können, wie man angemessen mit eigenem Versagen umgeht - wenn Benedikt dazu schon nicht in der Lage ist.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Raimund Neuß
Telefon: 0228-6688-546
print@kr-redaktion.de

Original content of: Kölnische Rundschau, transmitted by news aktuell

More stories: Kölnische Rundschau
More stories: Kölnische Rundschau
  • 13.01.2022 – 18:42

    Kommentar Kölnische Rundschau zur politischen Lage in NRW

    Köln (ots) - Spiel auf Platz, Spiel auf Sieg Sandro Schmidt zur politischen Lage in NRW Morgen in vier Monaten wird im bevölkerungsreichsten Bundesland gewählt. Die Parteien positionieren sich für den Wahlkampf. Und da ist eine Jahresauftakt-Pressekonferenz für die CDU/FDP-Koalition eigentlich eine gute Gelegenheit, gemeinsam Stärke zu demonstrieren. Allein: Vor allem die Aussagen von Vize-Regierungschef Joachim ...

  • 07.01.2022 – 18:38

    Wo sich der Kanzler drückt / Cordula v. Wysocki zur Impfpflicht-Debatte

    Köln (ots) - Das wird Omikron nicht aufhalten. Was die Länderchefs mit Kanzler Scholz beschlossen, ist eher ein Booster-Werbeprogramm. Und die Quarantäne-Lockerung könnte bei Massenerkrankungen helfen, die Versorgung aufrecht zu erhalten. Hoffentlich. Das sind die nächstliegenden, pragmatischen Maßnahmen, wenn die Regierung in der Pandemie auf Sicht fährt. Jetzt ...