Aachener Bischof Dieser fordert Schuldbekenntnis gegenüber Homosexuellen
Köln (ots)
Köln/Aachen. Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat als erster katholischer Oberhirte ein Schuldbekenntnis seiner Kirche gegenüber Homosexuellen gefordert. "Ich glaube schon, dass wir es mit Diskriminierung zu tun haben", sagte Dieser der Kölnischen Rundschau (Montagausgabe). Homosexuelle seien auch durch die Kirche "abgewertet und kriminalisiert" worden. Der Bischof weiter: "Hier ist auch ein Schuldbekenntnis fällig. Daran arbeiten wir."
Dieser ist Co-Vorsitzender im Syndodalforum zu "Leben in gelingenden Partnerschaften" aufdem Synodalen Weg. Die sexuelle Orientierung sei eine Gabe Gottes, betonte er: "Sie ist nicht zu hinterfragen, sondern sie muss in die Nachfolge Gottes geführt werden. Also muss es möglich sein, dass homosexuelle Menschen eine Paarbeziehung führen können in Liebe und Treue."
Dieser hofft, dass die deutschen Katholiken entsprechende Beschlüsse auf dem Synodalen Weg auch in den weltweiten synodalen Prozess einbringen können, den Papst Franziskus ausgefufen hat. "Wenn wir in Deutschland homosexuelle Partnerschaften segnen, müssen es nicht alle anderen auch so machen, aber wir hoffen auf Anerkennung, dass unser Weg katholisch ist", sagte er. Zu Warnungen vor Spaltungstendenzen, wie sie unter anderem sder Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ausgesprochen hatte, sagte Dieser der Kölnischen Rundschau: "Das Wort wird am liebsten von denjenigen verwendet, die etwas verhindern oder aber unbedingt durchsetzen wollen und nicht bereit sind, mit der Mehrheit der Bischöfe mitzugehen." Und weiter: "Die Spaltung könnten wir auch bekommen, wenn wir nichts tun. Wenn nichts geschieht, sind wir endgültig weg."
Diakonat von Frauen historisch begründet
Zur Rolle von Frauen in der Kirche meinte Dieser, wenn es dabei bleibe, dass nur Männer Priester werden können, sei damit nicht die Frage entschieden, wie Partizipation aussehen könne. "Man muss sich dann ja im Einzelnen anschauen, welche Befugnisse zwingend mit dem Priesteramt verbunden sein müssen. Das Amt also sozusagen depotenzieren." Besser sehe es beim Diakonat der Frau aus, denn dies habe es in der Geschichte schon gegeben. "Darauf kommt es in der katholischen Kirche an: Wir führen nichts Neues ein, sondern etwas, nach dem unsere Zeit verlangt, das der Kirche aber nicht fremd ist."
Benedikt XVI. sollte früheres Verhalten bedauern
Zur Rolle des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. beim Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt sagte Dieser: "Jeder, auch ein ehemaliger Papst, wird an einen Punkt kommen, an dem er sagen muss: Ich habe heute eine andere Sicht als damals und bedaure, dass ich damals so gehandelt habe und nicht anders." Er schlug vor, in der Deutschen Bischofskonferenz darüber nachzudenken, "ob wir nicht so weit kommen , dass alle Bistümer in einem bestimmten Zeitfenster diesen Aufarbeitungsprozess grundsätzlich angehen". Hintergrund ist die Tatsache, dass zahlreiche deutsche Bistümer bisher noch keine Studien oder nur Teil-Studien zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in Auftrag gegeben haben.
Kritik an Ampel-Vertrag - Abtreibung ist "Tötung eines Menschen"
Dieser wandte sich entschieden gegen Überlegungen zu Sterbehilfe und Abtreibung im Ampel-Koalitionsvertrag. Die Kirchen verträten "humane Werte, die niemand missen möchte", betonte er: "Bleibt das menschliche Leben unantastbar? Oder geraten wir alle irgendwann in die Situation, in der man alte Menschen unter Druck setzt, es wäre besser, wenn sie jetzt gehen? Wenn wir gewerbliche Suizidbeihilfe zulassen, ist so eine Situation schneller da als wir denken." Und wer von Abtreibung oder Schwangerschaftsabbruch spreche, verharmlose, dass es hier um die Tötung eines Menschen geht. Bei dem Themen gebe es "Sprachverbote" und "Stimmen, die uns weismachen wollen, das Kippen des bisherigen Rechts sei im Sinne des Humanums". Dieser: "Da will man uns ein X für ein U vormachen, und hier müssen die Kirchen prophetisch sein."
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