Vatikanische Feuerpolizei
Kommentar von Raimund Neuß zum Rom-Besuch der deutschen Bischöfe
Köln (ots)
Ein "Flächenbrand" drohe: Unter dieser Warnung an die deutschen Bischöfe tut es der für die Bischöfe zuständige Kurienkardinal Marc Ouellet nicht. Eine erstaunliche Metapher in einer Kirche, zu deren Gründungsgeschichte die Feuerzungen des Heiligen Geistes gehören. Gegenüber den Deutschen agieren die Römer jedenfalls wie die Feuerwehr: Gelingt es nicht, den Brand per "Moratorium" auszutreten, dann legt man Schutzschneisen ("diese Positionen sind nicht verhandelbar"). Im Ergebnis gibt man das Brandgebiet so auf.
Klüger wäre es, darüber nachzudenken, ob nicht - nur ein Beispiel - auch das ganz anders strukturierte Brasilien in Flammen steht. Ob es für den theologischen Brandschutz da nicht besser wäre, Verschiedenheit zuzulassen, also die feuerpolizeilichen Maßnahmen auf die soziale und kulturelle Situation vor Ort abzustimmen.
Natürlich sollte auch die Mehrheit auf dem Synodalen Weg sehen, dass ihre Vorstellungen zur Ausübung von Autorität wunderbar in demokratische Staaten passen, während Amtsträger in autoritären Systemen froh sind, auf eine Order aus Rom verweisen zu können. Aber muss es in Passau deshalb zugehen wie in Kasachstan?
Da war es ganz gut, dass der Papst die Deutschen am Freitag sitzen ließ und sich nicht ins Löschgeschäft einmischte. Das war ein Beispiel jener ostentativen Indifferenz, die Franziskus auch im Fall Woelki an den Tag legt, was wiederum zur Zumutung für alle Beteiligen gerät.
Die deutschen Ideen werden jetzt römisch protokolliert, auch wenn drei Kardinäle sie nur zu gern als erledigt betrachten würden. Der Brand schwelt damit auch in vatikanischen Registraturen. Vielleicht nutzt der Heilige Geist ja diese Energie.
Pressekontakt:
Kölnische Rundschau
Raimund Neuß
Telefon: 0228-6688-546
print@kr-redaktion.de
Original content of: Kölnische Rundschau, transmitted by news aktuell