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Wir sind es, die zu danken haben
Raimund Neuß zum Karlspreis für Wolodymyr Selenskyj

Köln (ots)

Wolodymyr Selenskyj in einer Reihe mit Robert Schuman und Vaclav Havel: Die Entscheidung für den ukrainischen Präsidenten als Träger des Aachener Karlspreises war die einzig schlüssige, die einzig in diesem Jahr überhaupt mögliche.

Selenskyj wird als Repräsentant des ukrainischen Volkes für Verdienste um die europäische Einigung geehrt. Das ist umso wichtiger, als die Ukrainer hier zu Lande häufig als Bittsteller wahrgenommen werden. Wir haben Mitgefühl mit den Opfern eines grausamen Überfalls, wir liefern humanitäre Güter und Waffen, aber ist es nicht allmählich gut? Nicht umsonst wächst in Umfragen der Anteil derjenigen, die die Ukraine in sogenannte Verhandlungen drängen wollen,auf die Russland sich nur um den Preis der vollständigen Unterwerfung einlassen würde. Da ist es wichtig, dass Bundeskanzler Olaf Scholz am Sonntag klarstellte: Wir helfen, so lange es nötig ist. Und noch besser ist es, dass wir mit der Preisverleihung in Aachen zeigen: In Wirklichkeit sind wir es, die zu danken haben.

Ja, Selenskyj drängelt, Selenskyj nervt. Und das ist gut so. Ohne seine Entschlossenheit und ohne den Mut seines ganzen Volkes wäre passiert, was westliche Geheimdienste erwarteten: Der russische Präsident Wladimir Putin hätte die Ukraine in ein paar Tagen unterworfen. Nicht Friede hätte dann geherrscht, sondern rohe Gewalt, und es wäre der Auftakt zur weiteren Destabilisierung Europas gewesen. Die Ukrainer kämpfen auch für uns.

Putins Trolle verbreiten gern das Bild einer ukrainischen Führung, die auf das Kommando der USA hört. Das Gegenteil ist richtig. Die Ukrainer haben die USA und die EU dazu gebracht, sich endlich wieder auf ihre ureigensten Werte zu besinnen. Der Vielvölkerstaat Ukraine ist ein Europa im Kleinen. Seine Bürgerinnen und Bürger kämpfen, weil sie in einem demokratischen Rechtsstaat als Teil eines vereinten, freien Europa leben wollen. Sie bringen höchste Opfer für eine Freiheit, die wir allzu oft als gegeben und selbstverständlich hinnehmen. Das hat der EU und den europäischen Nato-Partnern zu ungewohnter Einigkeit verholfen, sieht man mal vom Irrlicht Viktor Orban in Ungarn ab.

Der Karlspreis erinnert an einen Kaiser, der in Aachen residierte und den viele europäische Länder als ihren Gründervater sehen. Dabei geht es nicht um die pseudosakrale Verehrung einer durchaus problematischen historischen Gestalt, sondern um die Rückbesinnung auf gemeinsame Wurzeln und gemeinsame Ziele. Die Ukraine beweist, dass diese Gemeinsamkeiten weit über die Grenzen des ehemaligen Reichs von Kaiser Karl hinausreichen.

Pressekontakt:

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Raimund Neuß
Telefon: 0228-6688-546
print@kr-redaktion.de

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