DLRG - Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft
DLRG Bilanz 2001: Schöner Sommer ließ Ertrinkungszahlen deutlich steigen
Hannover/Bad Nenndorf (ots)
Im vergangenen Jahr seien in Deutschland mindestens 520 Menschen ertrunken. Gegenüber dem Jahr 2000 starben somit 91 Menschen mehr. Das sei ein Anstieg von 21,2 Prozent. Diese Zahlen gab die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Hannover bekannt. "Der schöne Sommer hatte auch seine Schattenseiten", kommentierte ihr Präsident, Dr. Klaus Wilkens, die negative Entwicklung. Nach Angaben der Wasserrettungsorganisation ertranken allein 253 Personen in den Monaten Juni bis August. Nahezu jeder zweite tödliche Unfall (48,7%) geschah damit in der schönsten Jahreszeit.
393 Todesfälle ereigneten sich an unbewachten Binnengewässern, 202 Personen ertranken in Flüssen und 166 in Seen, so die DLRG-Statistik. An den Küsten von Nord- und Ostsee starben mit 37 Menschen deutlich weniger. "Es zahlt sich aus, dass in fast allen Badeorten an der Küste unsere Rettungsschwimmer für mehr Sicherheit im und am Wasser sorgen. Unser Konzept des Zentralen Wasserrettungsdienstes hat sich selbst bei dem großen Ansturm von Badegästen und Wassersportlern in der Hauptsaison bewährt", begründete der DLRG-Präsident die geringere Zahl von Todesfällen in Nord- und Ostsee. "Damit wird aber auch deutlich, dass die öffentliche Hand gefordert ist, Regelungen für eine verbindliche Absicherung der Binnengewässer zu treffen. Die DLRG steht selbstverständlich auch hier als Partner bereit."
Als bedenklich bezeichnete Wilkens die 61 Ertrinkungsfälle, die sich in privaten Swimmingpools und Gartenteichen (23) sowie in Schwimmbädern (38) ereignet hätten. Unter den Opfern, die im direkten heimischen Umfeld ertranken, seien viele Kinder im Vor- und Grundschulalter. Allzu oft unterschätzten Eltern die Gefahren, die von einem kleinen Gartenteich ausgehen oder vernachlässigten ihre Aufsichtspflicht. Wilkens empfahl die Einrichtung kommunaler Aktionsgemeinschaften, "die sich sowohl mit einen sicheren Schulweg als auch mit der Sicherheit im und am Wasser befassen".
Besonders betroffen von Ertrinkungsunfällen ist die Altersklasse der Vorschulkinder bis zu fünf Jahren. 45 Jungen und Mädchen starben, bevor sie das Schwimmen gelernt haben, so die DLRG-Statistik. Darüber hinaus ertranken 26 Kinder im Alter bis zu zehn Jahren. Jedes siebte Opfer sei ein Kind bis zu zehn Jahren.
Das Ertrinken rangiere in dieser Altersklasse hinter den Verkehrsunfällen an zweiter Stelle. Vor zwei Jahren habe die DLRG gemeinsam mit NIVEA eine bundesweite Aufklärungskampagne ins Leben gerufen, um in Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen über Gefahren im und am Wasser aufzuklären und für eine frühzeitige Wassergewöhnung und Schwimmausbildung zu werben. In allen Bereichen - der vorbeugenden Aufklärung wie der Absicherung von Gefahrenquellen - seien noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Die DLRG habe sich zum Ziel gesetzt, die Anzahl der tödlichen Wasserunfälle bis zum Jahr 2020 zu halbieren.
Die meisten Menschen seien im vergangenen Jahr erneut in Bayern ertrunken. 116 Menschen verloren in bayerischen Gewässern ihr Leben, das sind 22,3 Prozent aller registrierten Wasserunfälle. 83 Personen starben nach Angaben der DLRG in Nordrhein-Westfalen. In dem bevölkerungsreichsten Bundesland sei die Zahl der Ertrinkungsfälle gegenüber dem Jahr 2000 um 118 Prozent gestiegen. Auf Rang drei rangiere bei den absoluten Zahlen Niedersachsen mit 48 Opfern, gefolgt von Baden Württemberg (45) und Mecklenburg-Vorpommern mit 43 Ertrinkungstoten. Gemessen an den Erwohnerzahlen der Bundesländer (100000er Wert) ergibt sich für Bayern ein Wert von 0.95, für Nordrhein-Westfalen 0.46, für Niedersachsen 0.61, Baden-Württemberg 0.43 und Mecklenburg-Vorpommern bei nur 1,8 Millionen Einwohnern ein Wert von 2.39 und damit die schlechteste Bilanz. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 0.63.
Eine verhalten positive Entwicklung zeichne sich in den fünf neuen Bundesländern ab, wo 113 Personen ums Leben kamen. Der Anstieg in den neuen Ländern falle gegenüber 21,2 Prozent für die Bundesrepublik Deutschland niedriger aus. Es sei erfreulich, so der DLRG-Präsident, dass sich nicht zuletzt auf Grund der erfolgreichen Arbeit der Wasserrettungsorganisation, trotz nach wie vor schlechter Rahmenbedingungen in den neuen Bundesländern der Anteil der Ertrinkungsfälle von 23,1 auf 21,7 Prozent verringert habe. Allerdings warnte er angesichts der absoluten Zahlen vor allzu großer Euphorie. Wilkens: "Es gibt keinen Anlass zur Entwarnung."
Für weitere Informationen und bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die DLRG Pressestelle, Telefon 05723-955441, Im Niedernfeld 2, 31542 Bad Nenndorf.
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