Heilbronner Stimme: "Tatort"-Krise? Medienforscher sieht kein Ende der Erfolgsgeschichte
Heilbronn (ots)
Zu experimentell, zu abgehoben: Zuletzt häufte sich die Kritik an der ARD-Reihe "Tatort". Der Karlsruher Medienforscher Professor Stefan Scherer sieht den Sonntagskrimi jedoch keinesfalls in der Krise. "Ich sehe kein Ende der Erfolgsgeschichte", sagte Scherer der "Heilbronner Stimme" (Donnerstagausgabe). Der Wissenschaftler vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat die ARD-Krimireihe jahrelang im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht. Die jüngste Kritik am Dauerbrenner der deutschen Fernsehunterhaltung teilt der Germanist nicht. "Das ist ein ständiger Balanceakt zwischen Konfektionsware und dem Versuch, etwas Neues zu machen", sagt er etwa mit Blick auf die SWR-Folge "Babbeldasch", die mit 6,35 Millionen Zuschauern die schlechteste "Tatort"-Quote seit Sommer 2015 erreichte. Auch bei Kommentatoren war die experimentelle Folge mit Dialekt-Dialogen und Laiendarstellern weitgehend durchgefallen.
Der Sonntagskrimi, erklärt Scherer, sei das letzte Überbleibsel des "Lagerfeuerfernsehens", das Woche für Woche rund zehn Millionen Zuschauer vor dem Fernseher versammelt. Insofern sehe er für die Reihe trotz mancher Experimente "überhaupt kein Problem", so der Forscher. Grundsätzlich zeige seine Forschung, dass die Krimireihe aktuelle Trends aufnehme und "in Wellenbewegungen dem Zuschauergeschmack" folge.
Schimpftiraden von Zuschauern und Kritikern seien ein Beleg für die Bedeutung der Krimireihe. Scherer: "Schimpfen ist ja Teil des Konzepts. Damit zeigt man, dass man dazugehört und am Diskurs teilnimmt. Jeder, der schimpft, ist Teil einer Community, das macht einfach Spaß. Insofern zeigt das eher den Erfolg der Reihe, wenn sich montags das halbe Land über den Tatort mokiert."
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