Heilbronner Stimme: DLV-Präsident Kessing: Fußball ist fast nur noch Kommerz - Chance für andere Sportarten, in denen Athleten authentischer rüberkommen - Verbandschef hofft auf Sommermärchen in der Leichtathletik
Heilbronn (ots)
Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), hofft, dass die Leichtathletik nach der aus deutscher Sicht verkorksten Weltmeisterschaft In Russland wieder in der Zuschauergunst steigt. Zugleich übt Kessing Kritik am Kommerz im Fußball. Im Interview mit der "Heilbronner Stimme" (Freitag) sagte Kessing zum frühen Ausscheiden der Fußballnationalelf: "Als Sportler bin ich ein Stück weit traurig, dass die Fußballer so schlecht wie nie abgeschnitten haben. Auf der anderen Seite aber ist das eine Chance für uns Leichtathleten zu zeigen, dass es noch deutsche Athleten gibt, die sehr erfolgreich sein können. Deswegen freuen wir uns auf die Heim-EM in Berlin - wann hat man das schon mal im eigenen Land?"
Am kommenden Wochenende findet die nationale Leichtathletikmeisterschaft in Nürnberg statt, am 7. August beginnt die EM in Berlin. Auf die Frage, ob er bei der Heim-EM auf ein Sommermärchen hoffe, sagte er: "Wenn es noch eines gibt, dann nur bei uns. Die Fußballer haben es nicht geschafft. Wir hoffen auf eine Stimmung wie bei der EM 1986 in Stuttgart, da träumen heute noch viele davon. Dort herrschte Gänsehaut-Atmosphäre, die wünschen wir uns auch für Berlin."
Der Verbandschef hofft auf höhere TV-Quoten als zuletzt: "Der Fußball hat es verstanden, einen Hype auszulösen, dass fast alle anderen Sportarten ins Hintertreffen geraten sind. Wir hoffen, durch die EM wieder etwas Rückstand aufzuholen und sind dankbar, dass wir mit ARD/ZDF einen Vertrag bis 2024 für Großveranstaltungen besitzen. Andere Sportarten finden im TV gar nicht mehr statt."
Kessing fügte hinzu: "Möglicherweise wird die WM in Russland mal der Knackpunkt für den Fußball in Deutschland. Fußball ist bei uns weniger Sport, vielmehr Entertainment und fast nur noch Kommerz. Das spüren die Menschen. Was den Sport eigentlich ausmacht, das Kämpfen, ist irgendwie verloren gegangen. Ob das wieder zu reparieren ist, zeigt die Zukunft. Das ist die Chance für andere Sportarten, in denen Athleten authentischer rüberkommen."
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