Gleichklang-Studie: Abwarten schadet beim Online-Dating
Beim Online-Dating warten viele Partnersuchende ab, bis sie jemand anschreibt. Eine aktuelle Studie von Gleichklang zeigt jedoch, dass Abwarten von den anderen Teilnehmenden als Absage interpretiert wird.
Beim Online-Dating warten viele Partnersuchende ab, bis sie jemand anschreibt. Manche Partnersuchende bleiben sogar komplett passiv und schauen sich Profile erst an, wenn sie eine Zuschrift erhalten.
Eine Umfrage der psychologischen Partnerbörse Gleichklang.de unter 930 Singles hat untersucht, welche Auswirkungen solches Abwarten auf die Kontaktmotivation potenzielle Partner hat.
Es zeigte sich, dass das Nicht-Anschauen eines Profils und das Nicht-Schreiben einer Erstnachricht vom Gegenüber häufig als Absage verstanden wird. Dadurch unterbleibt die Kontaktaufnahme komplett, woraus aus Teufelskreis der Kontaktlosigkeit entstehen kann.
Psychologe Guido F. Gebauer rät allen Partnersuchenden, aus diesem Teufelskreis auszusteigen, indem Sie sich Profile anschauen und bei vorhandenem Interesse selbst eine Erstnachricht schreiben.
Details zur Umfrage
Gleichklang befragte 930 partnersuchende Mitglieder im Rahmen einer Online-Umfrage. An der Umfrage beteiligten sich 579 Frauen, 338 Männer und 13 nicht-binäre Personen im Alter von 22 bis 81 Jahren. Das Durchschnittsalter lag bei 53,67 Jahren. Die Umfrage wurde durch den Psychologen Guido F. Gebauer für Gleichklang durchgeführt und ausgewertet.
Die Umfrage untersuchte zwei Formen des Abwartens:
- Partnersuchende schauen sich einen Vorschlag nicht an.
- Partnersuchende schauen sich einen Vorschlag an, schreiben aber keine Nachricht.
Die Befragten wurden gebeten, anzugeben, was es in ihnen auslöse, wenn eine andere Person ihr Profil nicht anschaue oder wenn eine andere Person ihr Profil zwar anschaue, ihnen aber keine Erstnachricht sende.
Auf einer vierstufigen Skala (starke Ablehnung, Ablehnung, Zustimmung, starke Zustimmung) gaben die Befragten ihre Einschätzung an, ob aus Nicht-Anschauen oder Nicht-Schreiben folge, dass die andere Person nicht interessiert sei. Zusätzlich gaben die Befragten auf einer dreistufigen Skala an, ob ihre Intention, mit einer Person in Kontakt zu kommen, durch Nicht-Anschauen oder Nicht-Schreiben erhöht, erniedrigt oder nicht beeinflusst werde.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigten, dass das Nicht-Anschauen eines Profils und das Nicht-Schreiben einer Erstnachricht oftmals von den Befragten als Desinteresse verstanden wurden und sich dadurch die Intention zur Kontaktaufnahme reduzierte:
- 75,38 % der Befragten gaben an, dass sie von einem Desinteresse der anderen Person ausgehen, wenn diese Person sich ihr Profil nicht anschaue. 51,08 % der Befragten berichteten darüber hinaus, dass ihre Intention sinke, eine solche Person anzuschreiben. Nur 2,90 % der Befragten gaben umgekehrt eine wachsende Intention an, mit einer solchen Person in Kontakt zu treten.
- 75,59 % der Befragten gaben an, dass sie von einem Desinteresse der anderen Person ausgehen, wenn diese sich zwar ihr Profil anschaue, ihnen aber keine Erstnachricht sende. 46,24 % der Befragten berichteten, dass dadurch ihre Intention sinke, eine solche Person anzuschreiben. Lediglich 7,42 % gaben eine steigende Intention an, mit dieser Person in Kontakt zu treten.
Alle Geschlechter gaben ähnliche Antworten, aber bei den Konsequenzen von Nicht-Schreiben von Erstnachrichten traten signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen auf:
- Aus dem Nicht-Schreiben einer Erstnacht schlossen 78,76 % der Frauen, aber nur 70,11 % der Männer auf ein Desinteresse bei der anderen Person.
Deutlich stärkere Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigten sich bei der Auswirkung auf die Intention, mit der betreffenden Person in Kontakt zu treten:
- 52,68 % der Frauen gaben an, dass das Nicht-Schreiben einer Erstnachricht durch die andere Person ihre Intention für einen weiteren Kontakt reduziere. Bei den Männern gaben dies lediglich 35,50 % der Befragten an.
Wegen der geringen Stichprobengröße konnten die 11 nicht-binären Personen in diese prozentualen Vergleiche nicht einbezogen werden.
Psychologische Empfehlungen
Psychologe Gebauer berichtet, dass Abwarten beim Online-Dating oft beobachtet werde. Viele Partnersuchende wollten lieber angeschrieben werden, als selbst die erste Nachricht zu senden. Ebenso gebe es Partnersuchende, die nicht einmal ein anderes Profil anschauten, bevor sie eine Erstnachricht durch eine Person erhalten hätten.
Abwarten sei bei Frauen traditionell stärker ausgeprägt als bei den Männern. Dies hänge trotz aller Bemühung um Gleichberechtigung mit Geschlechtsrollen-Erwartungen in der Gesellschaft zusammen, gemäß derer der Mann als Eroberer auftreten solle.
Tatsächlich zeigten die aktuellen Befunde aber, dass von Abwarten dringend abzuraten sei. Das Abwarten werde nämlich völlig unabhängig vom Geschlecht von der großen Mehrheit der anderen Partnersuchenden nicht als eine Einladung zur Kontaktaufnahme, sondern als eine Ablehnung bewertet. Diese senke die Motivation der anderen Partnersuchenden, den Kontakt aufzunehmen. Unerwünschtes Ergebnis solchen Abwerten sei daher häufig, dass überhaupt kein Kontakt zustande komme.
Gebauer empfiehlt Partnersuchenden, sich klarzumachen, dass sie immer eine Botschaft vermitteln, selbst, wenn sie scheinbar nicht kommunizieren:
Teilnehmende beim Online-Dating, die sich ein Profil gar nicht anschauen, erwecken beim Gegenüber den Eindruck, dass sie kein Interesse an einem Kennenlernen haben.
Partnersuchende, die sich ein Profil zwar anschauen, aber keine Erstnachricht schreiben, erzeugen den Eindruck, dass ihnen das Profil nicht gefalle.
Diese Eindrücke führten dazu, dass die anderen Personen von einer Kontaktaufnahme Abstand nehmen, um Ablehnung zu vermeiden.
Zwar seien Männer eher bereit als Frauen bei einer abwartenden Position des Gegenübers den Kontakt dennoch aufzunehmen. Aber mehr als eine von drei Männern habe in der aktuellen Befragung ebenfalls eine sinkende Kontaktmotivation bei abwartendem Verhalten des Gegenübers angegeben. Auch Frauen würden daher durch abwartende Verhalten mögliche Beziehungsoptionen verlieren.
Wenn eine andere Person nicht den ersten Schritt tue, brauche dies keineswegs zu bedeuten, dass tatsächlich kein Interesse an einem Kennenlernen bestehe. Unsicherheit und Hemmungen, Aufschieben und Vergessen, Alltagsstress oder eben die Erwartung, dass die andere Person sich bei Interesse melden werde, könnten erklären, warum Teilnehmende beim Online-Dating erst einmal abwarteten.
Werde dies Abwarten als Absage verstanden oder nehme die andere Person ebenfalls eine abwartende Haltung ein, sei ein Zusammenfinden ausgeschlossen. Wer sich demgegenüber über Trägheit, eigene Hemmungen oder den eigenen Stolz hinwegsetze und den ersten Schritt tue, habe wesentlich bessere Erfolgsaussichten bei der Online-Partnersuche.
Gebauer rät daher allen Partnersuchenden im Internet, es sich zur festen Gewohnheit zu machen, sich jedes vorgeschlagene Profil anzuschauen und immer selbst eine Erstnachricht zu schreiben, wenn eine Neugier auf die Person hinter dem Profil bestehe.
Weitere Details und psychologische Einordnungen zur Untersuchung können im Gleichklang Psychologie-Blog nachgelesen werden.
Dr. Guido F. Gebauer Gleichklang limited Oesterleystr. 1 30171 Hannover Tel.: 0152 28973672 E-Mail: gebauer@gleichklang.de
Gleichklang.de ist eine psychologisch ausgerichtete Kennenlernplattform, die seit 2006 im internet ihre Dienste anbietet. Gleichklang wendet sich an Menschen mit sozial-ökologischen Denkweisen. Gleichklang hat sich zusätzlich darauf ausgerichtet, Personen mit besonderen oder seltenen Merkmalen bei ihrer Partnersuche und Freundschaftssuche zu unterstützen. Es gibt nur kostenpflichtige Teilnahmen, um eine hohe Datei-Qualität zu gewährleisten. Die Mitgliederanzahl beträgt etwas über 20000.