amnesty international auf der Weltausstellung EXPO2000
Menschenrechte - eine Investition in die Zukunft
Berlin / Hannover (ots)
urgent-action-Station im Themenpark seit dem Zensur-Versuch der EXPO-Führung erfolgreicher als zuvor / Halbzeitbilanz: über 23.000 Besucher wurden aktiv / Ausstellung neu gestaltet / Resonanz der Besucher und Regierungen motiviert ai für Anti-Folter-Kampagne
Der Ausstellungsbereich Menschenrechte im Themenpark ist außerordentlich erfolgreich. Diese Bilanz zieht Ben Nixdorf, Vorstand von amnesty international, zur Halbzeit der Weltausstellung: "Bislang haben 23.000 Besucher von den drei Fax-Stationen aus Appelle zu Gunsten von akut von Menschenrechtsverletzungen bedrohten Personen in aller Welt an die zuständigen Regierungen geschickt. Im ersten Monat waren es nur rund 6000. Ganz offensichtlich hat der Versuch der EXPO-Führung, unseren Ausstellungsbereich zu zensieren, unsere Anliegen bekannter gemacht und die Besucher motiviert, sich zu engagieren." Auf Wunsch der türkischen Regierung hatte die EXPO-Führung im vergangenen Monat veranlasst, dass ein Ausstellungsbeitrag über Kinder als Folteropfer in der Türkei vorübergehend entfernt worden war. Erst nach massivem öffentlichen Protest war dieser Schritt rückgängig gemacht worden. Im Themenpark ruft amnesty international zu Eilaktionen zu Gunsten von je drei Opfern auf. Die Fälle werden wöchentlich aktualisiert.
Zur Halbzeit der Weltausstellung haben die Organisatoren des Themenparks in wissenschaftlicher Kooperation mit amnesty international einen Teil des Ausstellungsbereiches Menschenrechte neu gestaltet: Zum einen wird dort Folter in äthiopischen Gefängnissen am Beispiel des regierungskritischen Journalisten Wolde Yohannes Hundie Huriso dargestellt. Unter dem Regime von Haile Mengistu verbrachte er neun Jahre im Gefängnis. Sechs Monate lang wurde er dort Tag und Nacht unbarmherzig gefoltert, bis seine Arme und Beine völlig gelähmt waren. amnesty international hat Hundie Huriso als gewaltlosen politischen Gefangenen betreut und ihm die Behandlung in einem Zentrum für Folteropfer ermöglicht. Der Journalist lebt und arbeitet in Berlin. Auch Jahre nach dem Sturz des Mengistu-Regimes gibt es in Äthiopien wieder geheime Haftzentren, in denen Menschen gefoltert werden.
Der zweite neue Teil der Ausstellung ist dem Schicksal von Folteropfern in Indien gewidmet: Die Lehrerin Archana Guha wurde 1974 an Stelle ihres Bruder verhaftet, der angeblich Kontakte zu einer bewaffneten Oppositionsgruppe unterhielt. Im Polizeipräsidium von Kalkutta wurde sie 27 Tage lang grausam gefoltert: "Einmal haben sie mir Hände und Füße zusammengebunden. Dann legten sie einen Stock zwischen zwei Stuhllehnen und hängten mich daran auf, mit dem Kopf nach unten. In dieser Position versetzten sie mir Fußtritte mit ihren Stiefeln und fügten mir mit Zigarren Verbrennungen zu." erzählt Archana Guha. Sie blieb drei Jahre lang im Gefängnis - ohne Anklage, ohne Gerichtsverfahren. Erst im Kopenhagener Rehabilitationszenturm für Folteropfer lernte die heute 49-jährige wieder laufen. 1996 befand ein Gericht in Kalkutta zwei der Polizeibeamten für schuldig und verurteilte sie zu je einem Jahr Freiheitsentzug und einer Geldstrafe in Höhe von 57 US-Dollar. Angesichts der häufigen Straflosigkeit für Folterer hat dieses Urteil Signalwirkung.
"Durch die große Resonanz auf den EXPO-Ausstellungsbereich sowohl bei den Besuchern als auch bei betroffenen Regierungen fühlen wir uns bestätigt, uns weiterhin mit besonderem Nachdruck für die Verhinderung von Folter einzusetzen," erklärt Ben Nixdorf. "Am 18. Oktober werden wir auch deshalb eine Anti-Folter-Kampagne starten."
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