Jahreszeiten Verlag, DER FEINSCHMECKER
Landplage Trüffelöl - DER FEINSCHMECKER über eine chemische Keule in der Küche
Hamburg (ots)
Getrüffelte Bandnudeln - auch außerhalb der Trüffelsaison rund ums Jahr für gerade mal 12 Euro zu haben: Wie kann das sein? Fragt die Zeitschrift DER FEINSCHMECKER in ihrer Januar-Ausgabe 1/2004 (jetzt im Handel). Das Kilogramm weiße Trüffeln kostet immerhin um 4000 bis 5000 Euro, und selbst der schwarze Trüffel ist kaum unter 500 Euro das Kilo zu bekommen. Trotzdem bieten immer mehr Lokale - vor allem die Szenegastronomie - getrüffelte Speisen zu Spottpreisen an.
Der Trick: Die Köche verwenden immer häufiger und immer großzügiger Trüffelöl. Und die Gäste glauben, sie hätten eine besonders veredelte Speise vor sich. Doch Trüffelöl ist ein rein chemisch aromatisiertes, meist billiges Olivenöl. Künstliche Aromen imitieren nur notdürftig den komplexen Trüffelduft und -geschmack. Trüffelöl ist fast immer nur ein penetrant riechendes und schmeckendes Imitat des unvergleichlichen Geschmacks echter Trüffel.
Und selbst wenn ein Stückchen Trüffel im Öl schwimmt: Es bewirkt aromatisch rein gar nichts. Für einen Liter natürlich aromatisiertes Trüffelöl müßten, so Experten, vermutlich mindestens vier Kilogramm Trüffel für eine wirksame Infusion verwendet werden - ein teurer, sinnloser Spaß. DER FEINSCHMECKER hat Spitzenköche in Deutschland zu ihrem Umgang mit Trüffelöl befragt. Dieter Müller, Restaurant "Dieter Müller", Schloss Lerbach in Bergisch Gladbach: "Trüffelöl ist niemals ein Ersatz für echte Trüffel. Ich verwende es nicht." Und Jean-Claude Bourgueil, "Im Schiffchen", Düsseldorf: "Trüffelöl ist eine Täuschung." Stefan Rottner vom "Gasthaus Rottner" in Nürnberg hat nur ätzenden Spott parat: "Der Verzehr von Trüffelöl beeinträchtigt nachhaltig Ihre Geschmacksnerven und führt bei häufigem Genuss zum vollständigen Verlust der Muttersprache."
Weitere Informationen: Kersten Wetenkamp Redaktion DER FEINSCHMECKER Tel. 040-2717-3734 Fax 040-2717-2062 e-mail:kersten.wetenkamp@der-feinschmecker.de
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