Radikal fürs Klima - Helden oder Kriminelle?
ARD Story am Montag, 26. Juni 2023, 22:50 Uhr im Ersten
Online first am Montagnachmittag in der ARD Mediathek
Umfrageergebnisse von infratest dimap
Mainz (ots)
Sie nennen sich die "letzte Generation" oder "Extinction Rebellion". Mit spektakulären Aktionen sorgen die Klimaaktivistinnen und -aktivisten seit Monaten für Schlagzeilen. Für ihre Ziele brechen sie sogar Gesetze. Für die einen sind es "radikale Spinner" für die anderen Helden im Kampf gegen den Klimawandel. Für die Dokumentation "Radikal fürs Klima - Helden oder Kriminelle" aus der Reihe "ARD Story" am Montag, 26. Juni 2023, ab 22:50 im Ersten wurden mehrere Umweltaktivisten über einen längeren Zeitraum mit der Kamera begleitet.
Viele Menschen sind genervt, für Boulevardmedien und Teile der Politik sind die Klimaaktivistinnen und -aktivisten "kriminelle Klima-Terroristen", die man möglichst lange wegsperren sollte. Andere sehen in den Klimaprotesten die einzige Möglichkeit, die Gesellschaft und die Politik wachzurütteln und den Klimawandel endlich zu stoppen. Werden Klimaschützer kriminalisiert? Und wird der Kampf ums Klima immer radikaler? Diese Fragen werden Aktivistinnen und Aktivisten ebenso beantworten wie hochrangige Politiker oder Sicherheitsexperten.
Helden oder Kriminelle?
Amelie Meyer von "Extinction Rebellion" will dem Klimakollaps nicht mehr tatenlos zusehen, wie sie sagt. Daher hat sie sich entschieden, Vollzeit-Klimaaktivistin zu werden. Sie plant Aktionen, bei denen zum Teil auch Gesetze gebrochen werden - darunter Blockaden oder Farbattacken gegen die fossile Industrie. Amelie Meyer sieht für sich keinen anderen Weg, um die Gesellschaft wachzurütteln und immer wieder auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Durch die Klima-Demos der letzten Jahre habe man doch fast nichts erreicht.
Wie radikal darf Aktivismus sein?
Micha Frey, von der "letzten Generation", sieht das ganz ähnlich. Er hat sich gerade wieder auf die Straße in Passau geklebt. Wegen einer solchen Aktion war er bereits mehrere Wochen in Haft. Doch die Aktivisten kann scheinbar nichts davon abhalten, ihren Weg zu gehen. Denn für sie ist es der einzige Ausweg aus der globalen Klimakrise. Auch die Musiker der "Lebenslaute" sind bereit für ihre Klimaziele Grenzen zu überschreiten. Wenn das große Protestorchester bei Straßenblockaden mitmacht, werden die Konzerte meistens erst durch die Polizei beendet. Für manche Politikerinnen und Politiker sind diese Formen des Klima-Aktivismus einfach nur "kriminell". Wie radikal darf Aktivismus sein - oder wie radikal muss er sein, um gehört zu werden? Politiker, Experten und die Aktivisten selbst werden dieser Frage nachgehen. Für die 45-minütige Dokumentation "Radikal fürs Klima - Helden oder Kriminelle?" wurden mehrere Umweltgruppen und deren Mitglieder über einen längeren Zeitraum hinweg mit der Kamera begleitet - quasi von der Straßenblockade bis zum Gerichtssaal. Der Film zeigt die Gegensätze in einem Konflikt, der scheinbar immer extremer wird.
Film von Kolja Schwartz, Nick Schader und Marcel Kolvenbach am Montag, 26. Juni 2023, 22:50 Uhr im Ersten und online first am Montagnachmittag in der ARD-Mediathek.
Eine im Zusammenhang mit dem Film durchgeführte Umfrage von infratest dimap hat folgende Ergebnisse erbracht:
Mehrheit fordert härtere Strafen für Straßenblockaden von Klimaaktivisten.
Repräsentative Umfrage: Akzeptanz der Proteste hat seit 2019 stark abgenommen / Nur jeder Achte hält Verkehrsblockaden für gerechtfertigt.
Mainz. Aktionen von Klimaaktivisten wie das Blockieren von Straßen und Verkehr stoßen bei den Bundesbürgern auf wenig Verständnis. Nur jeder Achte (13 Prozent) betrachtet sie als gerechtfertigt. Lediglich in der Grünen-Wählerschaft können die Klima-Aktivisten auf eine gewisse Unterstützung setzen. Dies geht aus einer aktuellen, repräsentativen Umfrage von infratest dimap hervor, die im Auftrag des SWR für die ARD Story "Radikal fürs Klima - Helden oder Kriminelle?" (Mo., 26. Juni 2023, ab 22:50 Uhr im Ersten und in der ardmediathek.de) durchgeführt wurde.
Straßen und Verkehr zeitweise blockieren, um seinen Standpunkt beim Umwelt- und Klimaschutz zur Geltung zu bringen, halten demnach 85 Prozent der Befragten für nicht gerechtfertigt, weitgehend unabhängig vom Alter der Befragten. Größte Zustimmung für die Aktionen gibt es bei den 35- bis 49-Jährigen mit 17 Prozent, bei den 18- bis 34-Jährigen liegt die Zustimmung bei 15 Prozent, bei den beiden Altersgruppen 50-64 Jahre und den über 65-Jährigen bei jeweils 11 Prozent.
Stark unterscheiden sich die Einschätzungen der Anhängerinnen und Anhänger unterschiedlicher Parteien. So betrachtet knapp jeder zweite Grünen-Anhänger (48 Prozent) die Aktionen als gerechtfertigt. Bei den SPD-Anhängern sind es dagegen nur 11 Prozent, jeweils 6 Prozent der CDU/CSU-Anhänger sowie der AfD-Anhänger und nur 3 Prozent der FDP-Anhänger zeigen Verständnis für diese Protestform.
Die Akzeptanz für die Verkehrsblockaden im Rahmen von Klimaprotestaktionen hat sich in den vergangenen vier Jahren fast halbiert: Im Oktober 2019 hielten noch 24 Prozent der Befragten die zeitweise Blockade von Straßen und Verkehr für gerechtfertigt, im Dezember 2022 waren es nur noch 14 Prozent, in der aktuellen Umfrage sind es 13 Prozent.
Die bisher verhängten Strafen gegen Klimaaktivisten und ihren Verkehrsblockaden werden in der Bevölkerung als tendenziell nicht hart genug wahrgenommen (56 Prozent). 25 Prozent finden die Strafen angemessen, 11 Prozent dagegen als zu hart.
Befragt zu dem Umgang der Justiz mit den Klima-Aktivisten und ihren Verkehrsblockaden ergeben sich wieder deutliche Unterschiede abhängig von der Parteipräferenz der Befragten bei der Bundestagswahl. So schätzen 43 Prozent der Grünen-Anhänger die verhängten Strafen als "zu hart" ein, 37 Prozent empfinden sie als "angemessen" und nur 9 Prozent als "nicht hart genug", während die übrigen Wahlberechtigten die Strafen überwiegend als "nicht hart genug" empfinden. Die Zahlen im Einzelnen: Unter den SPD-Anhängern finden 11 Prozent die Strafen "zu hart", 28 Prozent "angemessen" und 56 Prozent "nicht hart genug". Bei den Befragten, die als Präferenz CDU/CSU angeben, halten 4 Prozent die Strafen für "zu hart", 29 Prozent für "angemessen" und 63 Prozent für "nicht hart genug". Unter den Anhängern der FDP geben 1 Prozent an, die Strafen seien "zu hart", 25 Prozent halten sie für "angemessen" und 71 Prozent für "nicht hart genug". Bei den Parteianhängern der AfD finden 5 Prozent die Strafen "zu hart", 8 Prozent "angemessen" und 81 Prozent halten die Strafen für "nicht hart genug".
Die Umfrage entstand im Rahmen der "ARD Story: Radikal fürs Klima - Helden oder Kriminelle?" am Montag, 26. Juni 2023, ab 22:50 Uhr im Ersten. Befragt wurden zwischen dem 20. und 21. Juni 2023 1.191 Wahlberechtigte in Deutschland.
Informationen auch auf https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/radikal-fuers-klima-100.html
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