Anwendungsbeobachtungen häufig nur Marketing und zum Teil auch
strafrechtlich bedenklich
Innungskrankenkassen stimmen KBV zu
Bergisch Gladbach (ots)
Der IKK-Bundesverband nimmt mit Freude zu Kenntnis, dass sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung deutlich von den als Anwendungsbeobachtungen maskierten Marketingmaßnahmen der Pharma- und Medizinprodukteindustrie distanziert. "Wir deuten die Äußerung von Dr. Leonhard Hansen als deutliches Zeichen, dass die KBV in diesem Punkt gegen Unwirtschaftlichkeit und Geldverschwendung vorgeht", erklärte Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des IKK-Bundesverbandes. Damit schließe sich die KBV einer Forderung der Krankenkassen an, die im Sommer erneut verlangt hatten, die verdeckten Zahlungen an Ärzte über sogenannte Anwendungsbeobachtungen endlich zu beenden. Kiefer betonte aber auch, dass Studien, die zur Qualitätssicherung und Arzneimittelsicherheit benötigt würden, selbstverständlich durchgeführt werden müssten.
Die so genannten "Anwendungsbeobachtungen", die sich größter Beliebtheit erfreuten, dienten häufig nur als Deckmantel für versteckte Honorarzahlungen an niedergelassene Mediziner, um somit die Absatzförderung für ein Arzneimittel oder Medizinprodukt zu optimieren. Für Kiefer können solche Pseudostudien auch strafrechtlich bedenkliche Tatbestände darstellen, wenn Ärzte durch Zahlung von Geldern zur Verordnung gedrängt werden. "Wir brauchen deshalb eine eindeutige Abgrenzung von rechtlich zulässigem und strafrechtlich relevantem Verhalten. Hier muss das Ministerium aktiv werden und bisherige Empfehlungen in Gesetzestext gießen. Dies würde auch den Arzt auf die sichere Seite bringen, denn er wüsste im Vorhinein, ob die jeweilige Studie überhaupt den Kriterien der zulässigen wissenschaftlichen Untersuchung genügt", so Kiefer.
Zudem, dies müsse deutlich herausgestellt werden, würden alle Anwendungsbeobachtungen, die sich als reine Marketingaktionen entpuppen, von den Versicherten und Krankenkassen durch überhöhte Arzneimittelpreise bezahlt. Es dürfe auch auf keinen Fall vorkommen, dass die Sicherheit der Versicherten unter finanziellen Überlegungen von Leistungserbringern oder Industrie litte.
Zudem sei es sinnvoll, wenn jeder Arzt und jedes Unternehmen am Ende eines Jahres einen "Rechenschaftsbericht" ablegen müsste. "Welche Studien wurden gemacht? Welche "Weiterbildungen", die auch in einigen Fällen durch einen hohen touristischen Wert auffielen, wurden besucht, und wo gab es andere Anknüpfungspunkte zwischen den Bereichen?" Die sich ergebende Transparenz würde nach Ansicht Kiefers auch das Vertrauen der Patienten in ihre Ärzte deutlich erhöhen.
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