Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 29. Juli 2007, 22.15 Uhr
Reportage am Sonntag
Entmündigt und allein gelassen
Gefangen im Netz der Betreuung
München (ots)
Über eine Million Menschen in Deutschland werden betreut und das oft gegen ihren eigenen Willen. Laut Gesetz bekommt derjenige einen rechtlichen Betreuer, der seine Angelegenheiten nicht mehr alleine wahrnehmen kann. Was eigentlich als Hilfe gedacht ist, birgt aber oft große Probleme in sich. Denn mit einem Schlag übernimmt der Betreuer alle lebenswichtigen Entscheidungen. Oft verlieren die Betroffenen alles, was ihnen lieb ist und dürfen - von Amts wegen - ihr Leben nicht mehr leben wie sie wollen.
Der Fall von Ernst Eibl und seiner Lebensgefährtin ist exemplarisch: Sie sind seit 18 Jahren ein Paar und leben zusammen. Plötzlich erleidet sie einen Schlaganfall. Das Gericht setzt einen Berufsbetreuer ein, denn Ernst Eibl gilt nicht als näherer Verwandter. Er aber versucht seine Lebensgefährtin am Krankenbett zu heiraten; dies wird ihm aber als Erbschleicherei ausgelegt. Der Berufsbetreuer erlässt ein Besuchsverbot, das Pflegeheim spielt dabei mit. Seit eineinhalb Jahren hat Ernst Eibl die Frau seines Herzens nicht mehr sehen dürfen.
Erschreckend bei vielen Fällen ist, dass die Hilferufe von Betroffenen, die sich wehren, von den Gerichten nicht ernst genommen werden. Im Gegenteil: mitunter droht die Zwangseinweisung in die Psychiatrie. Was folgt, ist meist ein endloser Kampf gegen Amtsgerichte, Ärzte und Heime.
Annette Peter und Katrin Pötzsch zeigen anhand dreier Schicksale, wie Menschen entmündigt werden und wie die Betroffenen versuchen, sich gegen Betreuer, Richter und Gutachter zur Wehr setzen.
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