Presseerklärung "Report aus München"
Fischers Algier-Version immer fraglicher Zeugin: SDS-Männer waren bei Diskussion über Schlussresolution anwesend
München (ots)
Die deutsche SDS-Delegation hat 1969 auf der Palästina-Solidaritäts-Konferenz in Algier laut eidesstattlicher Versicherung der Teilnehmerin Inge Presser an der Diskussion über den Inhalt der Schlussresolution teilgenommen. Darin hatte die Konferenz den Kampf gegen Israel bis zum "Endsieg" unterstützt. Auch mit den Zielen von Jassir Arafats Al-Fatah hat sich die deutsche SDS-Delegation laut Presser inhaltlich auseinandergesetzt. Presser: "Den vier männlichen deutschen Teilnehmern war die Position der Al-Fatah nicht fortschrittlich genug. Sie hielten die Einschätzung der Lage durch die marxistischen Strömungen der PLO für adäquater." Die marxistischen Strömungen der PLO, im Kern die PFLP und die DFLP, vertraten jedoch damals wie die Al-Fatah das Ziel der Zerstörung Israels. Bundesaußenminister Joschka Fischer war nach Aussagen seines Sprechers 1969 auf eigenen Wunsch zur Konferenz nach Algier gereist.
Laut der eidesstattlichen Versicherung Pressers, die dem ARD-Politmagazin "Report aus München" vorliegt, hat "am Ende der Konferenz während der Verlesung der in den drei AGs erarbeiteten Schlußresolution" der deutsche Konferenzteilnehmer Udo Knapp mit einer Äußerung einen "Eklat" ausgelöst. Knapp sagte nach Pressers Erinnerung wörtlich, dass die Deutschen "in drei Jahren die Arbeiterklasse hinter sich hätten". Er habe damit auf die besondere Rolle der Deutschen verwiesen. Knapps Äußerung sei "seitens der anderen männlichen deutschen Delegierten unwidersprochen" geblieben, obwohl diese im Saal "tumultartig tosendes Gelächter" auslöste. Knapps Äußerung wurde nach der Einschätzung Pressers "wohl stellvertretend" für die anderen SDS-Männer abgegeben.
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