Bayerisches Fernsehen
Dienstag, 23. Oktober 2001, 22.40 Uhr /
KOMPASS Auslandsreportage
"Die Geister, die ich rief ..." - Das
Spiel mit dem Feuer der US-Außenpolitik
München (ots)
Bei einem Gespräch mit seinen Beratern über Außenpolitik hat US-Präsident Franklin D. Roosevelt, als die Rede auf den nicaraguanischen Diktator Somoza kam, einst gesagt: "Das ist ganz bestimmt ein Hurensohn, aber es ist unser Hurensohn". Diesen Spruch haben sich alle anderen US-Präsidenten nach ihm zu eigen gemacht. Wenn es um die Durchsetzung unmittelbarer Machtinteressen der USA ging, waren sie bei der Wahl ihrer Verbündeten nicht sonderlich wählerisch - auch wenn das dem Anspruch der Vereinigten Staaten, die geistig-moralische Führungsmacht der Welt zu sein, widersprach. Dass dies ein Spiel mit dem Feuer ist, zeigen auf schreckliche Weise die jüngsten terroristischen Anschläge, hinter denen Osama bin Laden vermutet wird, der ja lange Zeit ein Partner der USA im Kampf gegen die Sowjetunion war. Aber es ist nicht der einzige Fall, bei dem die USA Feuerwehr spielen musste, nachdem sie Brandstifter gefördert hatte. So wurde zum Beispiel der irakische Diktator Saddam Hussein jahrelang unterstützt, bevor er zum Hauptfeind mutierte. Oder General Noriega in Panama, der lange Mitarbeiter der CIA war und ebenfalls außer Kontrolle geriet, so dass die USA ihn mit einer Invasion des mittelamerikanischen Landes stürzte und gefangen nahm. Ein ähnliches Beispiel ist aber auch die albanische Guerillabewegung UCK. Sie wurde vom Westen aufgerüstet und mit Waffen versorgt, und nun versucht die NATO die Waffen wieder einzusammeln. Auch in der Allianz gegen den Terror vereint Amerika derzeit Freunde und Finsterlinge in einem fragilen Zweckbündnis. Werden die Lehren der Vergangenheit in dieser Krise berücksichtigt?
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