Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 10. August 2003, 21.30 Uhr
Reportage am Sonntag
Athene heißt jetzt Dora
Die Spitzenfrau der griechischen Politik
München (ots)
"In diesem Amt in dieser Stadt vor diesem Ereignis - da dürfen keine Fehler gemacht werden," sagt der Pressesprecher und lächelt. Auch die Dame, die das Amt bekleidet, lächelt. Das Ereignis schreckt sie nicht, sie liebt Herausforderungen. Und die Stadt? Es ist ihre Stadt, ihre Heimat, ihre Aufgabe - vielleicht auch Sprungbrett in das nächste schwierige Amt.
Dora Bakojannis hat am 1. Januar 2003 als erste Frau das Amt des Bürgermeisters von Athen übernommen. Frauen haben es nicht leicht in der fast ungebrochen männerdominierten griechischen Politik. Aber wenn es um undankbare, schwierige Aufgaben geht, dann dürfen sie auch mal ran: Im Sommer 2004 muss Athen hergerichtet sein für die Olympischen Spiele, ein Ziel, das immer wieder unerreichbar erscheint. Bauarbeiten werden von Einsprüchen der Archäologen gebremst, die Zahl der verfügbaren Hotelbetten ist immer noch erschreckend gering, und das olympische Verkehrschaos in der ohnehin staugeplagten Stadt muss jedem Bürgermeister Alpträume bereiten.
Die 48-jährige Dora Bakojannis hat in ihrem Leben schon viel größere Probleme bewältigen müssen. 1989 wurde ihr Mann Pavlos von Terroristen erschossen, mitten im Wahlkampf zum griechischen Parlament. Dora Bakojannis, selbst Tochter eines griechischen Ministerpräsidenten, übernahm den Wahlkreis und schließlich den Abgeordnetenplatz ihres Ehemannes - Ende und Neuanfang einer politischen Geschichte, die einst auch in München im Bayerischen Rundfunk einen Schauplatz hatte. Dort konnte Pavlos Bakojannis als Redakteur im Ausländerprogramm unter dem Dach öffentlich-rechtlicher Rundfunkfreiheit von 1967 bis 1974 Informationen über die griechische Militärdiktatur verbreiten, die den Obristen in Athen oft gar nicht gefielen. Damals lernte Pavlos auch Dora kennen, die in München politische Wissenschaften studierte.
BR-Sonderkorrespondent Klaus D. Below hatte Gelegenheit zu Gesprächen mit Dora Bakojannis und zu Aufnahmen in ihrem Arbeitsalltag, die nicht jedem ausländischen Journalisten vergönnt sind. Er traf eine Frau von großer Kraft und Lebendigkeit, die in Beliebtheits-Umfragen ihre Politikerkollegen regelmäßig übertrifft. Möglicherweise steht ihr eines Tages auch das Amt der Regierungschefin offen. Jetzt löst sie erst einmal das olympische Problem.
ots-Originaltext: BR Bayerischer Rundfunk
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