Do., 29.4.2004, 23.00 Uhr
Malunde
Deutsch - südafrikanischer Spielfilm von 2001
Anlässlich des zehnten Jahrestages der ersten demokratischen Wahlen
in Südafrika am 28. April 1994
Von Stefanie Sycholt
München (ots)
Südafrika, nach dem Ende der Apartheid, zwei Protagonisten: Wonderboy, ein gewiefter Zwölfjähriger, kämpft auf den Straßen Johannesburgs um das Überleben inmitten von Drogendealern und Kriminellen. Kobus, ein früher Soldat der Armee der Apartheid- Regierung, kann die "guten alten Zeiten" nicht vergessen, in denen er "Jemand" war, nämlich ein mit Tapferkeitsmedaillen dekorierter Held. Inzwischen leidet er unter dem Syndrom der Kriegsveteranen, ist unfähig, in der wirklichen Welt zu überleben. Zwischenzeitlich ist er bei der Familie seines Bruders untergekommen und wartet darauf, dass irgendwas sein Leben wieder lebenswert macht. Dass er als Handelsvertreter für Schuhwichse über Land fahren soll, kommt ihn hart an. Diese beiden so unterschiedlichen Charaktere führen Zufall, Notwendigkeit oder Schicksal zusammen.
Im Kampf gegen Drogenbosse, Zuhälter, um die Kundschaft und gegen Geschäftsrivalen, um Liebe, Solidarität und Zuneigung in einer feindlichen Umwelt erleben sie die gefährlichsten Abenteuer, gehen Irr- und Umwege - eine aufregende und prägende Reise durch das "neue" Südafrika mit alten Wunden und Problemen bis nach Kapstadt: eine Reise, auf der die beiden Misstrauen und Feindschaft überwinden und Freunde werden.
In "Malunde" (Zulu für "obdachlos, auf der Straße") flossen persönliche Erfahrungen der Regisseurin Stefanie Sycholt ein, die in der Anti-Apartheid-Bewegung aktiv war. Die gebürtige Südafrikanerin zeigt in ihrem berührenden Film ein authentisches Bild des neuen Südafrika. Er bekam 2002 u.a. den Avanti Award (Südafrikas wichtigsten Filmpreis) in den Kategorien Film, Regie, Darsteller, Kamera und Nebendarsteller, den Starter Filmpreis der Stadt München und den Deutschen Kritikerpreis.
Mit Ian Roberts, Kagiso Mtetwa, Musa Kaiser, Grethe Fox, Dolly Rathebe u.a.
Zum Film:
Die Autorin und Regisseurin Stefanie Sycholt, 1963 in Pretoria, Südafrika geboren, absolvierte ein Studium in Afrikanistik, Philosophie und Literatur. Während dieser Zeit war sie in der Anti- Apartheid-Bewegung aktiv und arbeitete in der Führung der National Union of South African Students, die sich für Nelson Mandela und seinen African National Congress einsetzte. Später arbeitete sie als Journalistin für südafrikanische Tageszeitungen und Zeitschriften.
Stefanie Sycholt zu ihrem Film:
"Die ersten Seiten zu dieser Geschichte schrieb ich im Juni 1998. Aber die Ideen sind mir schon viel früher im Kopf herumgegangen. Ich bin Südafrikanerin, habe dort gelebt, bin dort groß geworden. Auch meine Erlebnisse in der Anti-Apartheid-Studentenbewegung sind eingeflossen. Aber ich wollte keinen 'politischen' Film machen, bei dem es ganz vordergründig um Apartheid geht. Das ist der Hintergrund der Geschichte, aber ich wollte nicht mit dem Finger darauf zeigen.
Ich war etwa drei bis vier Monate im Land unterwegs. Zunächst habe ich in Unterkünften für Straßenkinder gearbeitet, in Durban, Kapstadt und Johannesburg. Ich habe dort mitgeholfen, die Kinder beobachtet, wie sie sich verhalten. Ich war lange genug da, um mit ihnen sprechen zu können, und am Schluss habe ich sie auch zur Krankenstation oder zu ihren Fußballspielen gefahren. Sie haben mir vertraut, und ich habe einen Einblick in ihr Leben genommen.
Kagiso hat vorher noch nie vor der Kamera gestanden, also habe ich seine Agentin gebeten, ein paar Serienauftritte für ihn zu organisieren, damit er ein wenig Kameraerfahrung bekommt. Dann habe ich darauf bestanden, dass er in Ruhe gelassen wird und keinen Schauspielunterricht bekommt. Auch das Drehbuch hat er nicht gelesen. Ich habe ihn langsam auf die Geschichte vorbereitet und die Rolle mit ihm erarbeitet. Selbst bei Drehbeginn kannte er die Geschichte noch nicht. Wir haben weitgehend chronologisch gedreht, so dass er den Dreh auch als Reise für sich selbst erfahren konnte.
Zwei Wochen haben Kagiso und Ian geprobt, aber meist getrennt, nur einmal gemeinsam. Ich wollte die Fremdheit bewahren, die wir am Anfang des Filmes brauchen. Mit Kagiso habe ich viel nach der Method Acting Technik gearbeitet, habe ihm beigebracht, auf seine eigenen Gefühle und Erfahrungen zu vertrauen und sie in das Spiel einzubringen. Er musste in allem, was er tut, authentisch sein, alle Tränen im Film sind echte Tränen"
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