Bayerisches Fernsehen
Mittwoch, 8. September 2004, 19.00 Uhr
Thalmaiers Reisen
Weißblaue Notizen aus dem Schlierseeer Land
München (ots)
Der Münchner Volksschauspieler Josef Thalmaier lässt seine Stammtischbrüder immer dann beim "Schafkopfen" alleine, wenn er wieder einmal "wepsert" ist und sich in Bayern herumtreibt. Dann geht er wieder auf die Suche nach Typen, Leuten mit Eigenheiten, Leuten über die es sich lohnt, Geschichten zu erzählen. Diesmal steuert Sepp Thalmaier sein Lieblings-Ausflugsziel an: das Schlierseer Land. Die Münchner wissen`s ja eh: Man drückt zweimal kräftig aufs Gas, bei Miesbach geht`s runter von der Autobahn und schon ist man mitten drin im Bilderbuch Bayern. Das Land zwischen Schliersee und Wendelstein öffnet das Herz und macht die Seele frei. Herzlich und offen sind auch Sepp Thalmaiers Begegnungen mit den Menschen aus der Region.
Josef Thalmaier trifft auf die 25-jährige Jungbäuerin Elisabeth Stadler, deren Herz besonders an "Veilchen" hängt. Ihre Lieblingskuh ist die Älteste von 26 Kühen im Stall und strahlt eine fast meditative Ruhe aus, erzählt die junge Frau. Ruhe und Kraft schöpft Elisabeth auch in der Arbeit auf dem Bauernhof ihrer Eltern. Schon als kleines Kind verbrachte sie die meiste Zeit im Stall und wusste, "das ist mein Leben". Sie wird den stattlichen Einfirsthof von 1881 einmal übernehmen und darauf ist ihr Vater Sebastian besonders stolz. Elisabeth und ihre Eltern leben mit ihrem Vieh in einem Wohnstallhaus unter einem Dach. Das Fleckvieh ist die typische Rasse im Schlierseer Land und damit hat es eine besondere Bewandtnis. Die Geschichte beginnt mit Max Obermaier und Johann Fischbacher aus Gmund am Tegernsee, die 1837 die viel gerühmten "Simmentaler" aus der Schweiz ins Schlierseer Land holten. Durch Kreuzung mit dem ursprünglichen Miesbacher Vieh entstand die Rasse "Fleckvieh", erzählt Elisabeth Stadler. Elisabeth nennt all ihre Kühe beim Namen und wenn sie im Stall ist, blüht sie auf. Da gibt es keinen Chef, der nervt, kein Mobbing oder ähnliches. Die Arbeit auf dem Hof ist zwar manchmal hart und beschwerlich, aber die positiven und glücklichen Momente im Einklang mit dem Vieh und der Natur überwiegen für Elisabeth Stadler.
Josef Thalmaier begegnet dem 60-jährigen Zimmerermeister Hans Engl, der seit Jahrzehnten Berg- und Skiführer und begeisterter Bergsteiger ist. Er kennt die Klettergebiete im Schlierseer Land in- und auswendig und hat alle bekannte Nordwände der Alpen bestiegen: Eiger Nordwand, Matterhorn, Montblanc Eine der größten Herausforderungen erlebte er 1978, als er nach Reinold Messner den Mount Everest ohne Sauerstoffgerät erklomm. "Meine Frau dachte, nach dem Everest, geb ich Ruh!", erzählt Engl. Aber der bescheidene Bergsteiger wurde von dem Virus gepackt. Er war in China auf mehreren 7000ern, in Alaska auf dem Mount McKinley und in den Anden unterwegs. Im Jahr 1986 bestieg Hans Engl den Nanga Parbat - ganz allein. Auf dem Gipfel hat er sich mit Selbstauslöser fotografiert. Das Foto ging in der Zeitschrift "Paris Match" um die Welt: "Der Bergsteiger aus Bayern mit dem abgeschnittenen Kopf!"
In jeder Folge der "Weißblauen Notizen" stellt Josef Thalmaier in seiner augenzwinkernden Art auf liebevolle Weise ein Stück authentisches Bayern und "b'sondere Leit'" mit all ihren Eigenheiten und Skurrilitäten vor. Menschen mit ihren großen und kleinen Lebensgeschichten aus den verschiedensten Milieus kommen zu Wort. Man hört dem bayerischen Urgestein gerne zu, wenn er lustige und spannende Geschichten erzählt, philosophiert und seine subjektiven Eindrücke einer Region schildert - oder manchmal auch einfach nur vor sich hin grantelt. Thalmaiers "Weißblaue Notizen" sind keine klassische Reisedokumentationen, sondern zwischen unterhaltsamer Spieldokumentation, Road-Movie und Heimatfilm angesiedelt.
Der Startschuss für "Thalmaiers Reisen" war im Jahr 2000. Bislang wurden sechs Folgen produziert: "Weißblaue Notizen" aus dem Chiemgau, der Fränkischen Schweiz, dem Ostallgäu, dem Fränkischen Weinland, dem Werdenfelser Land und dem Schlierseer Land.
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