Bayerisches Fernsehen
Montag, 17. April 2006, 18.00 Uhr
Gipfeltreffen
Werner Schmidbauer trifft Wolfgang Ambros
München (ots)
"I lass ma scho was sag'n, aber i lass ma nix anschaff'n", sagt Wolfgang Ambros auf dem Gipfel bei der Brotzeit. Und weiter: "Mein höchster Wert ist, dass ich frei bin, von niemandem der Knecht."
Mit Ambros auf den Watzmann - eine Idee, die Werner Schmidbauer für seine Reihe "Gipfeltreffen" unbedingt realisieren wollte. Und als er den Wiener Rockbarden einlud, sagte der sofort zu. Was lag näher, als mit Ambros auf den Berg zu steigen, den er berühmt gemacht hat: "Der Watzmann ruft" - und Ambros und Schmidbauer folgten dem Ruf. Das Schicksal meinte es aber gut mit den beiden und sie kamen - anders als der Bergbauernsohn im gleichnamigen Musical - auch sicher wieder ins Tal.
"Groß und mächtig - schicksalsträchtig...", so beginnt das Musical "Der Watzmann ruft", das Wolfgang Ambros vor mehr als 30 Jahren zusammen mit den beiden Kabarettisten Manfred O. Tauchen und Josy Prokopetz geschrieben hat. Und der Berg machte seinem Ruhm alle Ehre: Als Werner Schmidbauer und Wolfgang Ambros sich für das "Gipfeltreffen" aufmachten, den 2651 Meter hohen Gipfel zu besteigen, da war es wie im Musical - "Um seine Gipfel jagen Nebelschwaden".
Es war ein "Gipfeltreffen" der besonderen Art - für alle Beteiligten. Noch nie waren Schmidbauer und sein Team so hoch droben für eine "Gipfelbrotzeit", noch nie haben sie für ein "Gipfeltreffen" fast 1 000 Höhenmeter an einem Tag geschafft. Und das alles ausgerechnet mit einem Gast, den man eher in einem Wiener Kaffeehaus als auf einem Berggipfel vermutet.
Wolfgang Ambros hat den Watzmann berühmt gemacht, aber bisher hatte er ihn noch nie bestiegen. "Ich bin dir dankbar, dass du mich dazu gezwungen hast", meinte er zu Beginn der Tour. Und auf Schmidbauers Frage, ob ihm der Watzmann Angst mache, meinte er: "Red' ma später drüber."
Auf dem Weg zum Hocheck, dem vordersten Gipfel des Watzmann-Massivs, gab es trotz des teilweise schwierigen Aufstiegs Gelegenheit zum Erzählen. Ambros berichtet von seiner Kindheit und überwiegend schwierigen Schulzeit. Geboren 1952 im niederösterreichischen Wolfsgraben als Sohn eines Volksschuldirektors und einer Lehrerin sollte er natürlich das Gymnasium besuchen. Und weil es in seinem Ort kein Gymnasium gab und er "mit zehn Jahren nicht in der Lage war, alleine über die Straße zu gehen", schickten ihn die Eltern nach Wien ins Internat. Nach zwei Jahren dort "habe ich ein Erbarmen erfahren vom Vater", und er durfte das Internat wieder verlassen. Mit 15 Jahren endete die Schulkarriere von Wolfgang Ambros, mit 16 ging er nach Wien und arbeitete u.a. als Plattenverkäufer. Mit großem Stolz erzählt er von seinem Sohn Matthias, der inzwischen auch Musiker ist und zurzeit in Madrid das Konservatorium besucht.
Das Musical "Der Watzmann ruft" ist gut 30 Jahre alt. Als Ambros und seine Freunde das Stück geschrieben und komponiert haben, wussten sie praktisch nichts über den Berg: "Wir haben nicht mal gewusst, dass das ein deutscher Berg ist", erzählt der Sänger.
Je steiler der Aufstieg desto stiller werden die beiden und Ambros kommentiert das mit dem bekannten Wiener Schmäh: "Ich wundere mi, dass'd koane Fragen hast im Moment"... Am Gipfelkreuz war es dann "ein hehrer Moment" für Ambros, der den Aufstieg gleich wieder auf seine typische Art kommentierte: "Is ja nix dabei."
Bei der Brotzeit, die mit "etwas Feinem aus dem Wienerwald", das Ambros selbst mitgebracht hatte, begann, erzählte er von seiner ersten Ehe: Weil er erst 20 Jahre alt war, brauchte er damals noch die Heiratserlaubnis vom Vater. Der Grund für diesen bürgerlichen Lebenswandel, so verriet er, war aber ein ganz pragmatischer: Ambros leistete damals seinen Dienst im österreichischen Bundesheer ab und hatte erfahren, dass man als Verheirateter eine "Heimschläfergenehmigung" erhielt und zusätzlich noch einige freie Tage rausschauten. "Des wollt' i ham."
Heimat, das ist für Ambros "der Wienerwald, wo ich herkomm." Aber, so meint er, "ich halt's nirgends für immer aus." Auf Schmidbauers Frage, ob er - wie manchmal in der Presse kolportiert - ein Alkoholproblem habe, meinte er lapidar: "Ich hab koa Problem. Wenn, dann haben die andern eins. So lange man einen tadellosen Job macht, wie ich das mach, sieg i ka Problem."
Seine Lebensphilosophie beschrieb der knapp 54-Jährige so: "Das Leben ist wie ein Backgammon-Spiel". In diesem Spiel gibt es zwei Würfel: "Die san dein Schicksal", und es gibt 15 Steine: "Wie du damit fahrst, bleibt dir überlassen." Und abschließend: "I spül schon sehr lange Backgammon."
Redaktion: Sonja Kochendörfer.
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