Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 22. Oktober 2006, 22.15 Uhr
Reportage am Sonntag
Mama, du nervst total!
Wenn Kinder den Aufstand proben
München (ots)
Mama, Du nervst so, raunzt die 16jährige Steffi ihre Mutter an, als sie auf ihre Bewerbungen angesprochen wird. Die Hauptschülerin sucht nach einer Lehrstelle, und das tut sie so unengagiert, wie sie für die Schule lernt oder im Haushalt mithilft. Durch die ständigen Vorwürfe der Mutter wird sie nur noch aggressiver. Am meisten stört Steffi aber, dass der Lebensgefährte ihrer Mutter mit in der Wohnung lebt. Schon mehrmals ist sie von zu Hause weggelaufen, nachdem sie mit ihm gestritten hatte. Auch ihr Bruder Toni fühlt sich zu Hause nicht recht wohl. Er ist der Meinung, seine Mutter verstehe ihn nicht. Denn sie sei ein Typ der gerne liest, während die Geschwister Menschen seien, die gerne Ausgehen, sich mit Freunden treffen, spät nach Hause kommen und gerne Tanzen. So stellt die Mutter der beiden resigniert fest, es bleibe ihr nichts übrig, als ihre Erwartungen Jahr für Jahr nach unten zu schrauben. Aus Verzweiflung hat sie Erziehungshilfe beim Jugendamt beantragt.
Auch der 14jährige Joshua provoziert seine Mutter, bis sie die Nerven verliert. Eine Zeitlang kam es täglich zu Handgreiflichkeiten und wüsten Beschimpfungen, so dass ihn seine Mutter für ein Jahr einem SOS-Kinderdorf anvertraute. Jetzt fängt Joshua von neuem in der Familie an. Seine Mutter erzieht ihn und den sechsjährigen Joel allein. Damit sie besser mit Joshua zurecht kommt, wird sie von zwei Pädagoginnen des Jugendamtes durch eine Familientherapie unterstützt. Längerfristig soll dies helfen, die Konflikte in der Familie zu reduzieren, damit Joshua die Familie nicht wieder verlassen muss. Und seine Mutter lernt durch diese Hilfe, klarer und einfacher zu kommunizieren, ihre Emotionen besser in den Griff zu bekommen. Denn verantwortlich sind nie die Kinder allein, wenn eine Familie in eine Krise gerät. Die schnelle Lösung aller Probleme ist von der Erziehungshilfe nicht zu erwarten, aber längerfristig kann sie die Weichen so stellen, dass alle Beteiligten wieder aufeinander zugehen und die Familien nicht zerbrechen.
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