Bayerisches Fernsehen
Donnerstag, 26. April 2007, 21.20 Uhr
laVita
Nicht immer nur super -
Die zwei Gesichter des Öko-Booms
Moderation: Tobias Ranzinger
München (ots)
In der letzten Zeit hat das ökologische Bewusstsein der Verbraucher stark zugenommen. Lebensmittel aus ökologischem Anbau oder artgerechter Haltung sind ebenso gefragt wie alternative Energiequellen. Gelegentlich kann sich diese Entwicklung jedoch gegen sich selbst wenden und für das empfindliche Ökosystem zur Gefahr werden: laVita beleuchtet die zwei Seiten des Öko-Booms.
Bienenhof Pausch - eine ökologische Imkerei Helga Pausch ist eine der wenigen hauptberuflichen Imkerinnen in Bayern. Auf ihrem Hof in Scheyern bei Pfaffenhofen beherbergt sie 20 Bienenvölker, jedes einzelne zählt circa 50.000 Bienen. Ihre Imkerei folgt ökologischen Richtlinien. Entsprechend wird beispielsweise auf bestimmte Medikamente oder Pestizide verzichtet, da diese im Wachs Rückstände hinterlassen. Im Angebot von Helga Pausch finden sich viele verschiedene Honigsorten. Um diese Honige zu gewinnen, brauchen die Bienen die entsprechenden Blüten, die sie nicht alle in Bayern finden können. Und so geht Helga Pausch mit einem Teil ihrer Völker alljährlich auf Reise quer durch Deutschland. Das klingt idyllisch, doch die bayerischen Imker haben Grund zur Sorge. Zwar ist es hier zulande längst nicht so schlimm wie in den USA, wo in kürzester Zeit zwei Drittel aller Bienen gestorben sind. Warum das passierte, darüber wird momentan noch spekuliert. Aber auch in Bayern machen einige Trends den Imkern und ihren Bienen schwer zu schaffen.
Bienen in Gefahr! Bienen leisten im Ökosystem einen entscheidenden Beitrag. Auch der Mensch ist stärker auf sie angewiesen, als er sich meist bewusst ist: Rund ein Drittel unserer Nahrungsmittel sind direkt oder indirekt von Bienen abhängig. Walter Haefeker, Vizepräsident des Europäischen Imkereiverbandes, erforscht, warum Bienen in Deutschland heute schneller sterben als früher. Als Gründe nennt er u.a. die Varroa-Milbe, Pestizide und Nachwuchsprobleme bei den Imkern. Seine besondere Sorge gilt jedoch der heutigen Agrarlandschaft und den zunehmenden Monokulturen. Denn wie der Mensch leiden auch Bienen unter einseitiger Ernährung.
Zweischneidig: Biogasanlagen Gerade Monokulturen werden durch eine umweltfreundliche Art der Energiegewinnung, durch Biogas begünstigt. Um entsprechende Anlagen betreiben zu können, ist der Anbau von Pflanzen mit hohem Energiewert nötig, meistens Mais. Immer größere Erntemaschinen mähen die Felder immer früher und immer öfter. Der schwäbischen Landkreis Donau-Ries ist mit 63 Biogasanlagen Vorreiter in Deutschland. Die Meinungen über den Sinn dieser alternativen Energiegewinnung gehen auch hier auseinander: Für Landwirt Helmut Offinger ist seine Biograsanlage ein zweites Standbein mit Zukunft, für Jäger Karl-Heinz Bachmann ein Faktor, der das natürliche Gleichgewicht empfindlich stört und den Bestand an Wildtieren gefährdet. Ob ein Kompromiss möglich ist?
Lecker: Bio in der Kantine Kantinenessen ist oft Anlass zu Beschwerden und Unmut. Anders bei der Firma Linde in Höllriegelskreuth bei München: Denn hier bekommen die Mitarbeiter Bio aufgetischt. 1700 Gerichte gehen täglich über den Tresen. Frisches Gemüse und Fleisch ordert Kurt Stümpfig, Küchenchef und Initiator der Idee, ausschließlich bei Bauern aus der Region. Nur so kann er seine Kosten im Rahmen halten. Und dass muss er auch, denn die Firmenleitung ist zwar von seiner Idee und seinem Essen begeistert, mehr Geld gibt es aber für das Bioessen nicht.
Weitere Informationen im Internet unter: www.br-online.de/lavita
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