"Report Mainz", heute, 16.11.2009, 21.45 Uhr im Ersten: Quelle-Insolvenzverwaltung und Betriebsrat erheben schwere Vorwürfe gegen Valovis-Bank
Mainz (ots)
Nach dem Aus für Quelle erheben der Beauftragte der Insolvenzverwaltung, Hans-Gerd Jauch, und der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Ernst Sindel, schwere Vorwürfe gegen die Valovis-Bank, die für Quelle über Jahre das so genannte Factoring durchgeführt hat. Gegenüber dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" erklärt Jauch zum Geschäftsgebaren der Quelle-Hausbank: "Ich versuche, in Geschäftsverhältnissen etwas moderater mit meinen Partnern umzugehen und denen den Spielraum zu lassen, den sie vernünftigerweise brauchen. Es ist sehr scharf gespielt worden."
Jauch kritisiert, dass die Kündigung des Factorings zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags ohne Vorwarnung gekommen sei. Wörtlich sagt er: "Ich hätte mir gewünscht, dass sich die Valovis-Bank vor der Kündigung zunächst mal mit dem Insolvenzverwalter in Verbindung setzt, diesem ankündigt, dass sie möglicherweise Grund zur Kündigung sieht und gemeinsam überlegt, welche Alternativen aufgebaut werden können." Dass dies nicht geschehen sei, habe dazu geführt, "dass die Quelle schlagartig ohne jedes Geld, ohne jede Liquidität war und damit, wenn es nicht gelungen wäre, mit öffentlicher Hilfe, wieder eine Anschlussfinanzierung zu bekommen, ein sofortiger Liquidationsfall."
Beim Factoring kauft die Bank Kreditforderungen gegen Kunden - etwa bei Ratenzahlungen - auf, um die Liquidität des Versandhändlers immer sicherzustellen. Im Versandhandel ist dies ein übliches und zentrales Finanzierungsmodell. Der Vorstandsvorsitzende der Valovis-Bank, Robert K. Gogarten, betont gegenüber "Report Mainz", sich bei der Kündigung des Factorings an bestehende Verträge gehalten zu haben.
Auch die Bedingungen, die die Valovis-Bank für eine Wiederaufnahme des Factorings gestellt hat, sorgen für Kritik. So soll die Bank in mehrwöchigen Verhandlungen laut Insolvenzverwaltung etwa doppelt so hohe Gebühren durchgesetzt haben. Quelle-Betriebsratschef Ernst Sindel sagt dazu gegenüber "Report Mainz": "Die Bank hat die Situation schlichtweg ausgenutzt. Das ist, wie wenn sie einen Häuslebauer haben, der in großen Schwierigkeiten ist und die Bank sagt, du kannst das Haus behalten, aber ich erhöhe deine Zinsen im zweistelligen Bereich, dann kann man sich ungefähr ausmalen, was da passiert."
Auf die Frage, ob die Verhandlungen den Niedergang von Quelle nicht beschleunigt hätten, räumt Robert K. Gogarten ein: "Das wird wahrscheinlich so sein, alles andere wäre wahrscheinlich verrückt anzunehmen."
Hans-Gerd Jauch kritisiert zudem den Umgang der Valovis-Bank mit einem Investor. Nach Recherchen von "Report Mainz" handelt es sich um die Investmentfirma Golden Gate Capitel. Der Investor habe über eine Fortsetzung des Factorings nach 2009 sprechen wollen und sich auch nach der finanziellen Situation der Bank erkundigt. Die Bank habe es abgelehnt, solche Fragen zu beantworten. Jauch dazu wörtlich: "Ich hatte erwartet, dass eine Bank wie die Valovis-Bank, wenn ein Investor kommt, sich dort so präsentiert, dass sie den Zuschlag bekommt. Da ist ja Umsatz mit verbunden, da sind Gewinne mit verbunden, da hängen Beschäftigungsverhältnisse dran. Dass die das nachher etwas kühler behandelt hat, hat mich in dem Gespräch sehr überrascht."
In der Mail des Investors, in der dieser seine Absage begründet und die "Report Mainz" im Wortlaut vorliegt, heißt es: "Wir bedauern, Ihnen für den Kauf von Quelle kein Angebot vorlegen zu können. Dies liegt vor allem an Folgendem: a) Der signifikanten Unsicherheit über die Fortsetzung des Factoringprogramms (...) nach dem 31.12.2009."
Gogarten betont abschließend, dass der Bank aus der Liquidation von Quelle keine größeren Nachteile erwachsen: "Es ist schade drum, mir tut's insbesondere für die Quelle leid, aber für die Bank ist es kein Problem. Die Kreditvolumina sind leicht zu ersetzen."
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