"Report Mainz"
Verteidigungspolitiker Pflüger: "Nur noch zehn Eurofighter der Bundeswehr im Moment einsetzbar"
Dienstag, 25.2.2020, 21:45 Uhr im Ersten
Mainz (ots)
Derzeit stünden der Bundeswehr nur zehn funktionsfähige Eurofighter zur Verfügung. Das sagte der verteidigungspolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Tobias Pflüger, im Interview mit dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz". Grund seien unter anderem Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung. Die Aussagen Pflügers bestätigte auch ein zweiter Verteidigungspolitiker im Gespräch mit "Report Mainz", der aber namentlich nicht genannt werden will. Auf Anfrage des ARD-Politikmagazins will sich das Bundesverteidigungsministerium dazu nicht äußern. Man könne "Informationen nicht weitergeben, wenn dadurch grundgesetzlich geschützte Interessen bzw. Rechte berührt bzw. verletzt würden". Derzeit gibt es 140 Eurofighter in der Flotte der Bundeswehr. Damit wäre nur jedes vierzehnte Kampfflugzeug einsatzbereit. Im aktuellen Rüstungsbericht des Bundesverteidigungsministeriums wird der Jagdflieger aber als "das Rückgrat der Luftwaffe zur Erfüllung der nationalen und der Bündnisverpflichtungen" dargestellt.
"Erschreckender Zustand" bei weiteren Rüstungsprojekten
"Report Mainz"-Recherchen haben weiter ergeben, dass auch andere Waffensysteme der Bundeswehr massive Probleme bei der Einsatzbereitschaft haben. Laut Tobias Pflüger sei "der Zustand vieler dieser Rüstungsprojekte vollkommen desolat." Zum Beispiel die Fregatte F125. Im offiziellen Rüstungsbericht des Verteidigungsministeriums wird ihr eine zentrale Rolle im Kampf gegen Piraten und Terroristen zugedacht. Verteidigungspolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen und Linken sehen große Mängel: "Die Fregatte F125 ist, ehrlich gesagt, ein Trauerspiel. Jetzt hat man das erste Schiff, die 'Baden-Württemberg' übernommen und hat noch nicht mal Munition dafür. Das führt am Ende des Tages natürlich dazu: Man kann mit dem Schiff Erprobungsfahrten machen, die Mannschaft ausbilden, aber jetzt wirklich einsetzen, also beispielsweise, um ein Waffenembargo vor Libyen zu überwachen, wird man die Fregatte nicht können, sagte der Verteidigungspolitiker der Grünen, Tobias Lindner, im Interview mit "Report Mainz". Sein Kollege Tobias Pflüger ergänzte: "Zusätzlich gab es noch das Problem, dass diese Fregatte völlig schief quasi im Wasser lag. Das heißt, diese Fregatte ist im Grunde genommen nicht fertig ausgerüstet."
Seefernaufklärer P-3C Orion ebenfalls in Kritik
Auch der Seefernaufklärer P-3C Orion steht in der Kritik. Laut Rüstungsbericht des Verteidigungsministeriums stellt der Seefernaufklärer P-3C Orion einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Küstengewässer dar und sei regelmäßig in maritime Einsätze und Übungen von NATO und EU eingebunden. Tobias Pflüger sagt dazu gegenüber "Report Mainz": "Dieses Flugzeug hat Tragflächen, die nicht funktionieren und die nachgerüstet werden mussten, inzwischen im Wert von einer halben Milliarde Euro. De facto hat man inzwischen unglaubliches Geld reingesteckt und gleichzeitig wird jetzt gesagt, dass bestimmte Fähigkeiten damit nicht möglich wären." Sein Kollege Lindner kritisiert: "Da hat man schlichtweg gepennt. Das war absehbar, dass das Flugzeug ans Ende der Lebensdauer kommt. Man hätte schon längst sich Gedanken machen müssen über ein Nachfolgemodell und ich habe die Befürchtung, man wird über einige Jahre dann U-Boot-Jagd einfach nicht gewährleisten können."
Auch zu der Fregatte F125 und dem Seefernaufklärer P3C-Orion wollte sich das Verteidigungsministerium nicht äußern.
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