VIAG Interkom nutzt Gesetzeslücke für höhere Tarife
Streit um
Euro-Rundung bei Telefonrechnungen
Hannover (ots)
Der Mobilfunkbetreiber VIAG Interkom möchte bei der Rechnungsumstellung auf den Euro unklare EU-Regeln für versteckte Preiserhöhungen nutzen. VIAG Interkom will Rechenwege gebrauchen, bei denen sich Rundungsfehler der Währungsumstellung deutlich spürbar summieren. Das dürfte der Auftakt zu einer Vielzahl von Querelen im Zuge der Euro-Umstellung sein, die in nächster Zukunft die Gerichte beschäftigen könnten, schreibt das Computermagazin c't in seiner aktuellen Ausgabe 16/01.
Wer ins Genion-Netz der VIAG Interkom telefoniert, muss bei der Euro-Umstellung mit höheren Ausgaben für die gleiche Leistung rechnen. Der Grund: VIAG Interkom will die Euroumstellung ihrer Tarife auf Minutenbasis vornehmen. 120 Telefongespräche à drei Minuten kosten bei einem Minutenpreis von fünf Pfennigen derzeit 18 DM oder 9,20 Euro. Rundet VIAG Interkom den Euro-Betrag für jede einzelne Minute von 2,56 auf 3 Cent auf, stehen auf der Telefonrechnung in der Summe bereits 1,60 Euro mehr - zusätzliche Kosten von knapp 17 Prozent. "Entgegengesetzte Rundungsfehler, die einige Telefonate im Endeffekt günstiger werden lassen, fallen bei VIAG Interkom prozentual ungleich weniger ins Gewicht," hat c't-Redakteur Hans-Peter Schüler dabei festgestellt.
Mit dieser Vorgehensweise würde VIAG Interkom nicht einmal gegen die kaufmännischen Rundungsregeln der EU verstoßen. Doch gibt es auch Expertenmeinungen, so im Bundesfinanzministerium, die bei Kleinstbeträgen eine genauere Rundung auf drei oder mehr Nachkommastellen für geboten halten. Eine klare Rechtsprechung steht für solche Fälle allerdings noch aus.
Wer als Kunde von VIAG Interkom die Umrechnungspolitik des Unternehmens nicht mittragen möchte, hat gute Chancen, sich auf das Sonderkündigungsrecht zu berufen, meint Rechtsanwalt Stefan Jaeger. Das Gesetz besagt, dass zum Nachteil des Kunden veränderte Verträge das Recht einer sofortigen Kündigung nach sich ziehen.
Titelbild c't 16/2001: www.heise.de/presseinfo/bilder/ct/01/ct162001.jpg
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