All Stories
Follow
Subscribe to ZDF

ZDF

Myanmar-Experte im "ZDF-Mittagsmagazin" zum gewalttätigen Vorgehen des Militärs: "Es wird im Untergrund weiter rumoren"

Mainz (ots)

Für Ulrich Delius, Asienreferent der Gesellschaft
für bedrohte Völker, kam das gewaltsame Eingreifen des Militärs in 
Myanmar (Birma) nicht überraschend: "Wir wussten um die Stärke der 
Militärs und um ihren Allmachtsanspruch. Außerdem hatten sie 
außenpolitische Unterstützung von China und von Indien", sagte Delius
im "ZDF-Mittagsmagazin" am Mittwoch, 26. September 2007. China müsse 
mit dieser Gewalteskalation nun eine politische Ohrfeige einstecken: 
"Es hat seinen engsten Verbündeten nicht dazu bringen können, von 
dieser blutigen Niederschlagung abzusehen." Daher werde es für China 
in den künftigen Monaten schwierig werden, denn es habe sich ja mit 
Blick auf die Olympischen Spiele 2008 als geläuterter Staat 
präsentieren wollen.
Die Bevölkerung werde diese Aktion gegen die Mönche sicher nicht 
einfach hinnehmen, meinte Delius. "Es wird im Untergrund auf jeden 
Fall weiter rumoren. Nur - wir wissen eben um die Stärke der 
Militärs. Und diese Demonstranten sind ja unbewaffnet." Sie hätten 
keine andere Möglichkeit, außer auf die Straße zu gehen und den 
Blutzoll deutlich zu machen. "Es gibt sicher noch weiter Opposition 
gegen dieses Regime", sagt Delius. Anders als 1988 aber gelinge es 
der Führung in Myanmar nicht mehr, die Internetzensur durchzusetzen. 
Viele Bilder kämen über das Internet und würden mit dafür sorgen, 
dass die Militärjunta im Gespräch bleibe und "dargestellt wird als 
das, was sie ist: nämlich einer der Paria-Staaten dieser Welt."
Seit die Mönche protestierten, habe der offene Protest in Myanmar 
im Vergleich zu 1988 eine völlig andere Qualität erhalten, sagte 
Delius. Es sei nicht mehr nur die Demokratiebewegung, die aufbegehre,
sondern einer der tragenden Pfeiler: das Mönchssystem. Die 
buddhistischen Mönche seien lange Zeit gleichgeschaltet gewesen, 
jetzt lehnten sie sich auf: "Das wird ein Problem für die 
Militärjunta, weil plötzlich einer ihrer Pfeiler wegbricht", sagte 
Delius. Für die Junta werde es deshalb schwer werden, anders als mit 
Waffen ihre Macht zu demonstrieren.
Laut Delius hat die ostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN in den
letzten Jahren systematisch die Versuche der internationalen 
Staatengemeinschaft, mehr Druck auf Myanmar auszuüben, hintertrieben.
Die ASEAN-Staaten müssten aber jetzt aktiv werden und ihren Einfluss 
gelten machen: "Vor allem Indien und China sind hier gefragt, weil 
das letztendlich die Verbündeten dieses Regimes sind".

Pressekontakt:

ZDF-Pressestelle

Telefon: 06131 / 70 - 2120
Telefon: 06131 / 70 - 2121

Original content of: ZDF, transmitted by news aktuell

More stories: ZDF
More stories: ZDF