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Wirtschaftsforscher Kinkel im "ZDF-Mittagsmagazin": Lohnkosten alleine kein Grund zur Verlagerung des Nokia-Werkes

Mainz (ots)

Der Wirtschaftswissenschaftler Steffen Kinkel vom
Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung glaubt 
nicht, dass die Lohnkosten für Nokia der einzige Grund sind, den 
Standort nach Rumänien zu verlegen. Aus Analysen anderer Branchen wie
der Automobilzulieferer wisse man, dass unterhalb von zehn Prozent 
Lohnkostenanteil die Anziehungskraft von Niedriglohnländern schwinde.
"Dann ist die Hebelwirkung ausländischer Billiglöhne so gering, dass 
sie durch höhere Logistik oder andere Koordinationskosten aufgezehrt 
wird", sagte Kinkel im "ZDF-Mittagsmagazin". Es müssten auch andere 
Gründe in Betracht gezogen werden: Zulieferstrukturen oder die 
staatlichen Hilfen könnten eine Rolle spielen.
Welche Vorteile ein Unternehmen von einer Verlagerung hat, hänge 
von der Art des Unternehmens und der Produkte ab, meinte Kinkel: 
"Insbesondere sehr komplexe Produkte, für die das gute Know how der 
Mitarbeiter am Standort Deutschland gefragt ist, werden seltener 
verlagert und hier in Deutschland wettbewerbsfähig hergestellt. Das 
gleiche gilt auch für relativ einfache Produkte, die in großen Serien
hergestellt werden und Möglichkeiten zur Automatisierung bieten." 
Gefährdet oder betroffen seien eher Firmen mittlerer Komplexität mit 
hohem Lohn- und Arbeitskostenanteil, "da die Hebelwirkung 
ausländischer geringerer Lohnkosten stärker zu Buche schlägt".
Bei Nokia machten die Lohnkosten nur rund fünf Prozent der 
Gesamtkosten aus. Deshalb sei dies kein Argument, die Arbeitskosten 
weiter zu senken. Vielmehr empfahl Kinkel, stärker auf die Vorteile 
und Stärken einer Produktion in Deutschland hinzuweisen. Die Nähe zur
Entwicklung innovativer Produkte, die Möglichkeit neue Produkte 
schnell zu produzieren, hohe Qualifikation der Mitarbeiter - "das 
sind die Stärken einer Produktion in Deutschland, die zunehmend auch 
von den Unternehmen erkannt werden", sagte Kinkel. Die Anzahl der 
verlagernden Firmen sei deutlich zurückgegangen. "Auch die Firmen 
spüren: Es ist deutlich möglich, auch am Standort Deutschland 
wettbewerbsfähig zu produzieren." Zudem komme auf jeden vierten bis 
fünften Abwanderer ein Rückverlagerer, ergänzte Kinkel. Manchmal 
würden die Vorteile der inländischen Produktion gegenüber der 
ausländischen zu gering eingeschätzt.

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