Pressemitteilung - ergänzte Fassung
Bitte beachten: Stellungnahme des Bundesverteidigungsministeriums (5. Absatz)
Mainz (ots)
Sanitätsoffiziere erheben im ZDF-Magazin "Frontal 21" Vorwürfe: Qualität der medizinischen Versorgung von Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz bedroht
Der Vorsitzende des Forums Sanitätsoffiziere, Wolfgang Petersen, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Führung der Bundeswehr: Rettungskräfte seien häufig unerfahren und überfordert. Die Notfallmedizin für Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz weise schwere Mängel auf, besonders die Erstversorgung der Verwundeten sei schlecht. "Ganz vorne in der Rettungskette, wo eigentlich der wichtigste Einsatz ist, mangelt es extrem", so Oberfeldarzt Wolfgang Petersen gegenüber dem ZDF-Magazin "Frontal 21".
Petersen ist für die Versorgung verletzter Bundeswehrsoldaten zuständig. Elf Mal war er im Auslandseinsatz und hat dabei gravierende Mängel in der medizinischen Versorgung festgestellt. Wiederholt und eindringlich hat er sich an den Bundesverteidigungsminister gewandt - und mit ihm 200 weitere Sanitätsoffiziere. "Wir sehen derzeit die Qualität der medizinischen Versorgung unserer Soldaten vor allem in den Einsatzgebieten als besorgniserregend bedroht an", heißt es in einem Schreiben des Vereins Forum Sanitätsoffiziere, das "Frontal 21" vorliegt.
Ein Sanitätsausbilder berichtet gegenüber "Frontal 21", dass Ärzte auf Notfallfahrzeugen eingesetzt werden, die, "keine notfallmedizinische Ausbildung haben. Das sind Internisten oder Chirurgen, auch Orthopäden." Oberfeldarzt Petersen hält das für verantwortungslos: "Das ist für den zu behandelnden Soldaten ein erhöhtes Risiko und für den behandelnden Mediziner eine zu starke Belastung. Es ist aus meiner Sicht nicht zu verantworten."
Neben Ärzten und Sanitätern hat die Bundeswehr auch sogenannte "Combat First Responder" im Einsatz. Zunächst nur für Spezialkräfte gedacht, nehmen inzwischen auch Angehörige anderer Bundeswehreinheiten an entsprechenden Kursen teil. Die Ausbildung dauert lediglich 15 Tage. "Frontal 21" liegt die "Vorläufige Weisung für die Ausbildung von Nichtsanitätspersonal der Spezialkräfte zur Durchführung von Maßnahmen im Rahmen der Notkompetenz" des Bundesministeriums der Verteidigung vor. Danach sollen die Kursteilnehmer im Notfall unter anderem chirurgische Eingriffe vornehmen (zum Beispiel den Luftröhrenschnitt) und Arzneimittel verabreichen, darunter auch Betäubungsmittel. Aber nach nur 15 Tagen wird "ein chirurgischer Laie dazu kaum in der Lage sein", so Peter Sefrin, Professor für Notfallmedizin und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bayrischer Notärzte (AGBN), gegenüber "Frontal 21".
Frontal 21 hat beim Bundesverteidigungsministerium nachgefragt. Das bestreitet die Vorwürfe. "In der Einsatzrolle von Rettungsmedizinern werden keine Ärzte ohne entsprechende adäquate Qualifikation eingesetzt", heißt es in einem Schreiben an die Redaktion. Weiter sei mit dem Einsatz der Quick Reaction Force geplant, "...zusätzliche Kräfte und Mittel für die sanitätsdienstliche Versorgung nach Afghanistan zu verlegen."
"Es ist meine Befürchtung, dass erst etwas passieren muss, bevor etwas passiert", mahnt unterdessen Oberfeldarzt Wolfgang Petersen.
Weitere Informationen in der Sendung "Frontal 21" am, Dienstag, 4. März 2008, 21.00 Uhr im ZDF.
Rückfragen direkt an die ZDF-Redaktion "Frontal 21", Tel.-Nr.: 030/2099-1255 (Ilka Brecht)
Mainz, 4. März 2008 ZDF Pressestelle
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