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Dr. Thomas Bach im ZDF: "Olympische Spiele taugen nicht zum Knüppel der Politik"
IOC-Vizepräsident gegen Olympia-Boykott wegen Gewalt in Tibet

Mainz (ots)

Das gewaltsame Vorgehen der chinesischen Regierung
gegen Proteste in Tibet ist für den Vizepräsidenten des 
Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Dr. Thomas Bach, kein 
Anlass, die Olympischen Sommerspiele in Peking zu boykottieren. Im 
Interview mit Wolf-Dieter Poschmann am Samstag im Aktuellen 
Sportstudio sagte Bach: "Wir haben ja gesehen, was Boykotte bringen, 
in der Vergangenheit, nämlich nichts. Sie sind kontraproduktiv". Ein 
Boykott würde nur dazu führen, "dass hinter der Mauer der Isolation 
weitere Menschenrechtsverletzungen begangen würden". Es sei viel 
besser, Präsenz zu zeigen. Olympische Spiele taugten nicht "zum 
Knüppel der Politik". Aufgabe des Sports sei es, "Brücken zu bauen 
und nicht durch Boykotte Mauern zu errichten".
Das IOC habe kein politisches Mandat und man könne vom IOC nicht 
erwarten, dass es die Probleme der Welt löst. "Wir sind nicht die 
Weltregierung", so Bach. Zu den gewaltsamen Auseinandersetzungen in 
Tibet, bei denen es bereits zahlreiche Todesopfer gegeben haben soll,
meinte Bach, das IOC habe beide Seiten zum Gewaltverzicht 
aufgefordert, "weil Gewalt nie eine Lösung ist. Die Frage des 
Verhältnisses von Tibet und China ist aber keine Frage, die das IOC 
lösen kann." Der IOC-Vizepräsident wies darauf hin, dass die 
Vereinten Nationen und natürlich auch Deutschland die 
"Ein-China-Politik" anerkannt und damit auch akzeptiert hätten, dass 
Tibet ein Teil Chinas sei. "Wir setzen uns dafür ein, dass unter der 
Berücksichtigung der Menschenrechte friedlich demonstriert werden 
kann und sagen: Gewalt auf beiden Seiten ist nicht hinnehmbar."
Bach sieht auch keine Möglichkeit, in der Zukunft zu garantieren, 
dass Olympische Spiele nur noch an Länder vergeben werden, die die 
Einhaltung der Menschenrechte garantieren. "Dürfen wir dann 
Olympische Spiele nicht in den USA veranstalten, weil dort die 
Todesstrafe verhängt wird, nach wie vor, und weil es auf 
ausdrücklichen Wunsch des US-Präsidenten die Möglichkeit zum Foltern 
seitens des Geheimdienstes gibt?", fragte Bach. Man dürfe die 
Olympischen Spiele "nicht unnötig politisieren". Das hätten auch die 
Athleten nicht verdient, die sich jahrelang auf die Spiele 
vorbereitet hätten "und die dort in einem friedlichen Wettstreit, im 
Land, im olympischen Dorf ein sehr viel besseres, ein positives 
Zeichen im Land setzen können".
Das ZDF hat das Interview mit Dr. Thomas Bach am Sonntag in der 
Sendung ZDF Sport extra nach einem aktuellen Bericht über die Lage in
China noch einmal ausgestrahlt.
Mainz, 16. März 2008
ZDF Pressestelle

Pressekontakt:

ZDF-Pressestelle

Telefon: 06131 / 70 - 2120
Telefon: 06131 / 70 - 2121

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