Epigenetik: ZDF-Magazin "Abenteuer Wissen" über neue Forschungen jenseits der Gene
Mainz (ots)
Wirkt sich die Lebens- und Ernährungsweise der Menschen möglicherweise auf die Gesundheit ihrer Nachkommen aus, werden bestimmte Erfahrungen über mehrere Generationen vererbt? Das ZDF-Magazin "Abenteuer Wissen" mit Moderator Karsten Schwanke präsentiert in der Sendung am Mittwoch, 21. Mai 2008, 22.15 Uhr neue Erkenntnisse aus dem jungen Forschungsgebiet der Epigenetik. Das Gedächtnis der Gene, geheimnisvolle Erbmechanismen und Fehlermeldungen in der Reproduktionsmedizin rücken in den Blick.
Im nordschwedischen Dorf Överkalix machte der Sozialmediziner Olov Bygren folgende Entdeckung: Wuchsen Großväter in Völlerei auf, erkrankten die Enkel eher an Diabetes und starben früher. Kann sich also die Ernährung eines Menschen bis in die Generation seiner Enkel auswirken? Haben Gene wirklich eine Art Gedächtnis? Gemäß der modernen Evolutionstheorie gingen die Wissenschaftler bisher davon aus, dass keine persönliche Erfahrungen mit den Genen an nachfolgende Generationen weitergegeben werden können. Doch die Epigenetik setzt an dieser Stelle und jenseits der DNA-Sequenz an.
Aufschluss über die andere Dimension der Vererbung soll ein Experiment mit Mäusen geben, über das "Abenteuer Wissen" berichtet: Im US-Bundesstaat North Carolina werden Mäuse, die aufgrund eines Krankheitsgens ein gelbes Fell haben und zudem dick, träge und anfällig für Krebs oder Diabetes sind, besonders gefüttert. Bestimmte Stoffe in der Nahrung schalten dabei offenbar das so genannte Agouti-Gen in seiner Wirkung aus, denn die Nachkommen der Versuchstiere sind braun und gesund, obwohl sie das Krankheitsgen tragen. Die Ausschaltung geht über mehrere Generationen, ohne dass sich der Buchstabencode der DNA ändert.
Einer seltenen epigenetischen Veränderung, die bei Retortenbabys häufiger auftritt, ist "Abenteuer Wissen" zusammen mit dem Humangenetiker Bernhard Horsthemke von der Universitätsklinik Essen auf der Spur: Der 13-jährige Paul leidet an einer meist durch einen Gendefekt verursachten seltenen Krankheit, dem Angelman-Syndrom. Er kann nicht sprechen, lacht unbegründet und hat einen staksigen Gang. Paul ist natürlich gezeugt, doch hat Professor Horsthemke entdeckt, dass das Syndrom bei Kindern gehäuft auftritt, die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden. Bei einigen der Betroffenen ist die DNA-Sequenz aber völlig in Ordnung. Ist womöglich die künstliche Befruchtung die Ursache? Liegt der Schlüssel auch für häufige Frühgeburten hier im epigenetischen Code?
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