ZDF-Pressemitteilung
"Kennzeichen D" am Mittwoch, 7.6.2000, 22.45 Uhr im ZDF
Alarmierende Gutachten: Schwere Sicherheitsmängel in deutschen Flüssiggaslagern
Mainz (ots)
In deutschen Flüssiggaslagern bestehen nach Recherchen des ZDF-Magazins "Kennzeichen D" bundesweit schwere Sicherheitsmängel. Dies gilt sowohl für großindustrielle Flüssiggaslager als auch für Umfüllstellen von Eisenbahnkesselwagen. Eine solche völlig ungesicherte und unbewachte Umfüllstation in Seitschen bei Bautzen ist eines von mehreren Beispielen, die das Magazin ermittelt hat. "Nach den hier gezeigten Bildern ist davon auszugehen, dass diese Anlage, diese Umfüllstelle nicht den allgemeinen anerkannten Regeln der Technik genügt, schon gar nicht dem Stand der Technik respektive der Sicherheitstechnik", urteilte Dr. Christian Balke, Referatsleiter vom Bundesamt für Materialforschung.
Als sehr gefährlich stufen Experten auch kleine Flüssiggastanks in Wohngebieten ein. Hier bergen geringe Abstände zu den Häusern große Gefahren. "Die sind im Prinzip ähnlich problematisch wie die Industrieanlagen (...). Wenn das Gas austritt, bildet es auch dort zündfähige Atmosphäre und kann auch dort binnen kurzer Zeit durch Automobile oder Lichtschalter zur Zündung gebracht werden", warnte Dr. Thomas Darimont, stellvertretender Vorsitzender der Störfallkommission beim Bundesumweltministerium und Referatsleiter im Hessischen Umweltministerium.
Ein Gutachten seines Hauses, das "Kennzeichen D" vorliegt, zeigt, dass in 70 Prozent aller hessischen Flüssiggasanlagen die erforderlichen Sicherheitsbedingungen nicht erfüllt sind. Vor allem fehlen in den Anlagen Überfüllsicherungen, Sicherheitsabsperrungen und Brand- und Gasmelder. In 26 Prozent der untersuchten Anlagen waren nicht einmal Feuerlöscher vorhanden. "Solange die Betreiber ihre Anlagen so betreiben, wie wir sie in Hessen vorgefunden haben, sehe ich darin in jedem Fall eine große Gefahr.", so Darimont.
Unter Hinweis auf das Explosionsunglück in Enschede hat Bundesumweltminister Jürgen Trittin in einem der Redaktion vorliegenden Schreiben den Arbeitskreis "Flüssiggas" im Technischen Ausschuss für Anlagensicherheit, Köln dringend dazu aufgefordert, die Beratungen über eine seit 1993 verschleppte Flüssiggaslager-Verordnung nun "rasch abzuschließen".
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