ZDF-Programmhinweis
Sonntag, 13. September 2009, 0.30 Uhr
Das Philosophische Quartett
Die Rückkehr zur Tugend
Mainz (ots)
Gäste: Thea Dorn, Publizistin Klaus Mertes, Jesuiten-Pater
Ausgehend von den eklatanten sittlichen Verfehlungen berühmter Wirtschaftsführer und den damit verbundenen, an alle Bürger gerichteten Politiker-Appellen, zur Kardinaltugend der Mäßigkeit und zur Besinnung auf "die Werte" wie Anstand und Gerechtigkeit zurückzukehren, stellt sich für das "Philosophische Quartett" im ZDF die Frage, ob diese Ruck-Reden nicht zwangsläufig ins Leere gehen. Weil offensichtlich in Vergessenheit geraten ist, dass Tugenden nicht nur auf Einsicht beruhen, sondern eingeübt werden müssen, damit sie in gewohnheitsmäßiges Verhalten übergehen können. Die bisherige Werte-Debatte, wie sie auch von den heimlichen Tugend-Erziehern in den Medien geführt wird, scheint auch deshalb so nutz- und sinnlos zu sein, weil die Tugend nicht mehr als verkörperter Wert begriffen wird und weil es an der für die Wertevermittlung nötigen, prägenden Kraft der Vorbilder fehlt.
Mit der Schriftstellerin Thea Dorn und dem Jesuiten-Pater Klaus Mertes wollen die Gastgeber des "Philosophischen Quartetts", Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski, die Frage erörtern, was Tugend bedeutet. Wofür sollen die Tugenden heute noch gut sein? Was ist denn eigentlich unter einem tugendhaften Leben zu verstehen?
Ist Tugend etwas, das allenfalls die Urgroßeltern noch kannten und beherzigten?Ist es ein allen Menschen angeborenes Gefühl für die schicklichen Grenzen des eigenen Handelns? Oder ist es vielmehr so, dass jede Generation aufs Neue begreifen muss, dass ein auskömmliches, gesellschaftliches Miteinander ohne Kenntnis und Beherzigung von Tugenden nicht gelingen kann? Das hieße auch, dass Tugenden gelernt werden und zum steten sittlichen Gebrauch immer wieder trainiert werden müssen, wie menschliche Muskeln in Trainingseinheiten in Form gebracht und gehalten zu werden. Antike Philosophen und Kirchenlehrer haben einen Kanon der sieben Kardinaltugenden formuliert, worunter die Weisheit (oder Klugheit), die Gerechtigkeit, die Tapferkeit, die Mäßigung, der Glaube, die Hoffnung und die Liebe versammelt sind. Vielleicht ein bisschen viel auf einmal für einen einzelnen Menschen? Immanuel Kant, immerhin, hat die sieben Großen dann doch ein wenig klein gekriegt und lässt in einer aufklärerischen Reduktion nur eine Primärtugend gelten: Allein ein "guter Wille" zähle. Ohne ihn könnten alle anderen Tugenden "auch äußerst böse und schädlich werden".
Die nächste Ausgabe des "Philosophischen Quartetts" strahlt das ZDF am Sonntag, den 25. Oktober 2009 aus. Mehr Informationen unter www.zdf.de
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