ZDF-Pressemitteilung
ZDF-Interview: Kohl will Spender-Namen auch im Ausschuss nicht nennen
Scharfe Kritik am Untersuchungsausschuss - Empörung über SPD-Ausschluss des WAZ-Verlegers
Mainz (ots)
Altbundeskanzler Helmut Kohl will auch bei seiner Vernehmung im Untersuchungsausschuss in der kommenden Woche die Namen der anonymen Spender nicht nennen. In einem Interview mit dem ZDF-Hauptstadtstudio sagte Kohl am Mittwoch, 21. Juni 2000, in Berlin: "Ich habe gesagt, ich nenne die Spender nicht, und ich bleibe bei dieser Meinung. Ich habe mein Wort gegeben." Gleichzeitig kritisierte der frühere Bundeskanzler die Arbeit des Untersuchungsausschusses. In sieben Monaten habe der Ausschuss keinen Termin für seine Vernehmung gefunden, und auch bei der Frage nach der Bestechlichkeit seines Regierungshandelns sei nichts herausgekommen, sagte Kohl gegenüber dem ZDF: "Es geht schlicht um eine Kriminalisierung eines angesehenen Bürgers in Deutschland und in Europa. Man will aus dem Ehrenbürger Europas jetzt eine beinahe kriminalisierte Figur machen."
Heftig kritisierte Kohl den Ausschluss des Geschäftsführers der Westdeutschen Allgemeinen Zeitungsverlagsgesellschaft Erich Schumann aus der SPD. Schumann hatte Kohl 800 000 Mark gespendet: "Ich empfinde das Ganze als einen ungeheuren Skandal. Ich verstehe auch nicht, dass keiner der führenden Sozialdemokraten in Deutschland es für nötig befunden hat, zu dieser Frage ein Wort zu sagen." Die Maßstäbe gingen völlig verloren, es werde "offensichtlich Hass gelebt, weil der Kohl ... jetzt kaputtgemacht werden soll." Den Boykott-Aufruf der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) zu Beginn seiner Sammelaktion verglich Kohl indirekt mit der Boykottierung jüdischer Geschäfte während des Nationalsozialismus: "Ich habe mich schon daran erinnert, wie ich als Kind von meiner Mutter immer mitgenommen wurde in Geschäfte, und andere Leute haben da nicht mehr gekauft, weil dort ein Schild hing: 'Ein Deutscher kauft hier nicht!' Das habe ich als Kind noch erlebt in den 30er Jahren." Das Verhalten von Frau Simonis sei ein "einmaliger Vorgang", und auch damals hätten die Spitzen der SPD geschwiegen.
Ausschnitte aus dem Interview in den "heute"-Nachrichten.
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