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ZDF-Magazin "Frontal 21": Fördergelder für falsche Lokführer
Arbeitsmarktexperte wirft Bundesarbeitsagentur Versagen vor

Mainz (ots)

Nach Recherchen des ZDF-Magazins "Frontal 21"
(Sendung am Dienstag, 23. Februar 2010, 21.00 Uhr) hat das private 
Aus- und Weiterbildungsunternehmen "Easy2learn" Lokführer über Jahre 
nur zum Schein ausgebildet und dafür Fördergelder von der 
Bundesagentur für Arbeit erhalten. "Es geht um mehrere Millionen 
Euro, die hier eingesackt wurden", erklärt Hartmut Diener, 
Geschäftsführer des Arbeitnehmer- und Verbraucherschutzvereins 
"Mobifair".
"Easy2learn" hat Niederlassungen in Baden-Württemberg, Brandenburg
und Thüringen und bietet unter anderem für Arbeitslose eine 
achtmonatige Ausbildung zum Lokführer an. Bei erfolgreichem Abschluss
wurde die Übernahme in die "Europa-Bahn-AG Limited" garantiert. Die 
Maßnahme wird über so genannte Ausbildungsgutscheine von der 
Arbeitsagentur gefördert. Laut "Mobifair" hat "Easy2learn" pro 
Auszubildenden zwischen 28 000 und 35 000 Euro kassiert. Eine 
Lokführerausbildung bei einer Eisenbahnfachschule des VDEF, Verband 
Deutscher Eisenbahnfachschulen, kostet dagegen nur etwa 10 000 Euro.
Nach Recherchen von "Frontal 21" hat kaum einer der Auszubildenden
die Akademie "Easy2learn" als geprüfter Lokführer verlassen und ist 
auch nicht von der "Europa-Bahn-AG Limited" übernommen worden. Die 
Durchfallquote beträgt bei "Easy2learn" etwa 90 Prozent. Laut 
"Mobifair" fordere das Unternehmen für Nachprüfungen dann auch noch 
eine Gebühr von etwa 5000 Euro von den Prüflingen. In mehreren Fällen
sei den Prüflingen nahe gelegt worden, einen Kredit bei "Easy2learn" 
aufzunehmen und später abzuzahlen. "Wir glauben nicht, dass es 
überhaupt das Ziel ist, eine anständige Ausbildung zu geben", so 
Diener gegenüber "Frontal 21", "Easy2learn" wolle sich offenbar mit 
Geldern der Bundesagentur für Arbeit bereichern.
Gegenüber "Frontal 21" sprechen mehrere Zeugen von erheblichen 
Qualitätsmängeln der Ausbildung bei "Easy2learn". So halte 
"Easy2learn" notwendige Standards und Vorschriften für die Ausbildung
von Lokführern nicht ein. Die praktische Ausbildung etwa sei auf Loks
der Deutschen Bahn AG und anderer Privatbahnen erfolgt - zum Teil 
heimlich und widerrechtlich. Dafür hätten die Lokführer 30 Euro pro 
Fahrt erhalten, berichten die Zeugen.
Sie gaben außerdem zu Protokoll, dass sie zu Beginn der Ausbildung
weder die erforderliche arbeitsmedizinische Untersuchung noch einen 
psychologischen Eignungstest absolviert hätten. "Mobifair" berichtet 
von Fällen, bei denen Teilnehmern trotz Alkohol- und Drogenkonsums 
eine medizinische Unbedenklichkeit bescheinigt wurde.
Bernhard Koesters, Gründer von Easy2learn, weist die Vorwürfe 
zurück: "Wir haben die beste und umfangreichste Lokführer-Ausbildung 
in Deutschland", so Koester gegenüber "Frontal 21". Von illegalen 
Ausbildungsfahrten seiner Auszubildenden habe er keine Kenntnis.
Der Verein "Mobifair" fordert unterdessen vom Eisenbahnbundesamt 
und der Bundesagentur für Arbeit, unverzüglich gegen den 
Bildungsträger "Easy2learn" vorzugehen: "Hier geht's um 
Personenverkehr", so Diener gegenüber "Frontal 21": "Man spielt hier 
mit der Sicherheit und mit dem Leben von Menschen." Auch der 
Arbeitsmarktexperte Professor Stefan Sell von der Uni Koblenz 
kritisiert gegenüber "Frontal 21" die Bundesagentur für Arbeit, wirft
ihr mangelnde Kontrolle vor: "Es ist nicht nachvollziehbar, warum 
hier nicht schon längst gehandelt worden ist."
Rückfragen bitte die ZDF-Redaktion "Frontal 21", Tel.: 
030/2099-1255 (Ilka Brecht)

Pressekontakt:

ZDF-Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120
Telefon: 06131 / 70 - 2121

Original content of: ZDF, transmitted by news aktuell

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