ZDF-Pressemitteilung
Schwere Brandschutzmängel in deutschen U-Bahnen
"Kennzeichen D" berichtet: am 19. Juli 2000, 22.15 Uhr im ZDF
Mainz (ots)
U-Bahn-Stationen in Deutschland weisen bundesweit schwere Brandschutzmängel auf. Das ergaben Recherchen des ZDF-Magazins "Kennzeichen D". Der Brandschutzexperte und Chef der Wuppertaler Feuerwehr, Hans-Jochen Blätte, bestätigte die Mängel. Neben dem schnell brennbaren Material gerade der neueren Waggontypen stellen im Brandfall vor allem die Bahnhöfe mit nur einem Ausgang ein besonderes Risiko für die Fahrgäste dar: "Es ist absoluter Standard des vorbeugenden Brandschutzes, zwei voneinander unabhängige Ausgänge zu haben (...) . Es könnte einer verqualmt sein oder aus irgendwelchen anderen Gründen versperrt sein, dann ist ein zweiter absolut notwendig", so Blätte. Bei dem Brand in der Berliner U-Bahn, bei dem vor zwei Wochen über 300 Fahrgäste in der Station "Deutsche Oper" eingesperrt waren, hätte diese Bausituation beinahe zu einer Katastrophe geführt.
Brandschutzexperte Blätte warf zudem den U-Bahn-Betreibern vor, in der Vergangenheit aus Kostengründen auf erforderliche Brandschutzmaßnahmen wie automatische Löschvorrichtungen in den Zügen und Rauchabzugsvorrichtungen in Bahnhöfen verzichtet zu haben: "Es ist ein teures Unterfangen, und was teuer ist, beobachtet man immer ganz besonders mit Skepsis von Seiten der Betreiber-Gesellschaft."
Der Geschäftsführer des Verbandes deutscher Verkehrsunternehmen, Adolf Müller-Hellmann, bestätigte gegenüber "Kennzeichen D", dass man aus Kostengründen bundesweit auf zwei Ausgänge an U-Bahnen verzichte: "Wir sind der Meinung, dass dieses eine völlig ausreichende Dimensionierung ist. Bahnsteige, die ziemlich weit draußen liegen, wo ein recht geringes Fahrgastaufkommen vorhanden ist, benötigen nicht mehrere Ausgänge; denn mehrere Ausgänge müssen beleuchtet werden, mehrere Ausgänge brauchen Fahrtreppen, die Geld kosten, die Energie verschlingen", so Hellmann.
Ein U-Bahnfahrer eines westdeutschen Verkehrsbetriebes bestätigte dem ZDF, dass in seinem Unternehmen entgegen den Vorschriften keine Brandschutzübungen stattfinden. "Bei uns gibt es keine Brandschutzübungen (...) Es ist bei uns so geregelt, dass wir im Falle eines Falles den Notrufknopf zu betätigen haben. Nur: In den meisten Fällen(...) funktioniert er überhaupt nicht. Dann versucht man es über Funk, und je nachdem, in welchem Tunnelabschnitt man steht, ist man gestört durch D-2 Handys, die geschaltet wurden in der U-Bahn", so der Fahrer.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktion "Kennzeichen D", Telefon: (030) 2099-1302/1303
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