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Donnerstag, 29. April 2010, 0.35 Uhr, Klassenkampf im Königreich
Mainz (ots)
Donnerstag, 29. April 2010, 0.35 Uhr Klassenkampf im Königreich Großbritannien hat die Wahl Film von Susanne Gelhard, Yacin Hehrlein und Thomas Walde
"Einige meiner besten Freunde sind keine Banker" titelte verschmitzt das Satiremagazin Private Eye neben einem Bild David Camerons, dem Chef der konservativen Partei, auf der Höhe der Finanzkrise. In Zeiten, in denen es gut ankommt, gegen Banker zu wettern und Boni zu kürzen, haben die konservativen Tories ein Glaubwürdigkeitsproblem. Aber auch die Wandlung von Premierminister Gordon Brown vom großen Förderer des Finanzplatzes London zum Schrecken der Großverdiener ist nicht so leicht zu vermitteln.
Die kommenden Wahlen zum britischen Unterhaus im Mai werden die wohl spannendsten seit langem. Bis vor wenigen Wochen sah es noch so aus als würde David Cameron ganz sicher der nächste britische Premier werden. Inzwischen ist der Vorsprung zur regierenden Labour-Partei jedoch auf nur wenige Prozentpunkte geschrumpft. Lachender Dritter könnte Nick Clegg von den Liberaldemokraten werden. Um dessen Gunst wird bereits heftig gebuhlt, falls es am Wahltag zu keinen klaren Mehrheiten kommt.
Doch zunächst ziehen vor allem Brown und Cameron gegeneinander in die Wahlkampfschlacht. Zwei Charaktere, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Hier der grimmige Schotte, der nach 13 Jahren in der Regierung ebenso viel Verschleißerscheinungen zeigt wie die ganze Labourpartei. Dort der jugendlich wirkende Konservative aus bestem Hause, der versucht hat, seine Partei gründlich zu reformieren.
Es steht nicht gut um Großbritannien. Die Finanzkrise hat die Insel besonders hart getroffen. Die Rettung der Banken hat dem Land eine Staatsverschuldung beschert, die noch höher ist als die Griechenlands. Zu sehr wurde auf den Finanzsektor gesetzt, zu wenig produziert. Vor 13 Jahren war New Labour angetreten, das Königreich grundlegend zu modernisieren. Viel Geld wurde in Krankenhäuser und Schulen gesteckt und dennoch hinkt Großbritannien hier im Vergleich zu anderen westlichen Industrienationen hinterher. Hinzu kommen eine hohe Kriminalitätsrate und der höchste Anteil von Teenagerschwangerschaften in Europa. Die Konservativen sprechen von einer 'kaputten Gesellschaft' und wollen den Wandel. Doch die Wähler ziehen nicht so richtig mit. Viele trauen den Konservativen nicht. Sie fürchten, dass unter ihnen die drohenden Haushaltskürzungen vor allem zu Lasten der Armen gehen werden. Diese Ängste nutzt Gordon Brown im Wahlkampf.
Die Korrespondenten des ZDF-Studios London waren im Königreich unterwegs. Unter anderem im Nordosten Englands, wo die Stahlwerke stillstehen, in Eton, wo David Cameron auf dem dortigen Eliteinternat seine privilegierte Erziehung genossen hat, und in der City von London, wo die Banker gebannt darauf warten, ob der Finanzplatz Großbritannien seine führende Stellung in Europa halten kann.
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