Zwischen Tipi und Plattenbau
ZDF-"blickpunkt - Die Reportage" beleuchtet Indianerkult in der DDR
Mainz (ots)
Erst waren sie nur ein Kuriosum, dann gerieten sie ins Visier der Staatssicherheit: Die Indianervereine in der DDR hatten mehrere tausend Mitglieder, die in exotischen Kostümen und selbstgebauten Tipis ihre Freizeit verbrachten. In keinem anderen Land war die Begeisterung für Indianer so groß - ein Hauch von Freiheit und Wildem Westen, der bis tief nach Sachsen und Thüringen wehte, aber von den Machthabern stets misstrauisch beäugt wurde. Im ZDF beleuchtet "blickpunkt - Die Reportage" am Sonntag, 16. Mai 2010, 13.02 Uhr, "Das rote Reservat. Indianerkult in der DDR". Die Autoren Sascha Schmidt und Bernd Reufels zeigen das Leben zwischen Tipi und Neubauwohnung als eine Nische, um dem grauen DDR-Alltag zu entfliehen.
Die Ost-Indianer waren einfallsreich: Indem sie die Indianer zu den ersten Opfern des US-Imperialismus erklärten, fanden sie eine offiziell anerkannte Legitimation für ihr ungewöhnliches Hobby. Allerdings blieb der Staat den "Roten" gegenüber skeptisch. Viele Stämme wurden von der Stasi überwacht - und so mancher Häuptling war als IM tätig.
Doch die Geschichte der ostdeutschen Indianer endete nicht mit dem Untergang des real existierenden Sozialismus. Für einige von ihnen ging nach der Wende endlich ein lang gehegter Traum in Erfüllung: mit den Blutsbrüdern in den USA die Friedenspfeife zu rauchen. Und selbst wenn romantische Vorstellungen der dortigen Realität nicht standhielten und so mancher enttäuscht zurückkehrte, hat das der Bewegung keinen Abbruch getan. Zumindest in Ostdeutschland ist die Indianerkultur nicht vom Aussterben bedroht.
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