ZDF-Pressemitteilung
"Kennzeichen D" am 30. August 2000, 22.15 Uhr im ZDF
Mainz (ots)
Die Grünen planen Dringlichkeitsanfrage bei der EU-Kommission: BSE-Test wird in Deutschland blockiert
Die Bündnis-Grünen im Europaparlament halten die kaum praktizierte Anwendung des BSE-Testes in deutschen Schlachtbetrieben für unverantwortlich. Die Abgeordnete der Bündnis-Grünen in Straßburg, auch Mitglied des Ausschusses für Verbraucherpolitik, Hiltrud Breyer will die EU-Kommission am Mittwoch, 30. August 2000, in einer Dringlichkeitsanfrage auffordern, die Einführung des BSE-Testes in deutschen Schlachtereien gegen bürokratische Widerstände zu unterstützen.
Auch solle sich die Kommission von der Bundesregierung die wissenschaftlichen Belege für die vermeintliche BSE-Freiheit vorlegen lassen. "Ich finde das einen Skandal, dass dieser Test ausgebremst wird. Hier wird in unverantwortlicher Weise die Gesundheit der Menschen aufs Spiel gesetzt," erklärte Breyer gegenüber dem ZDF-Magazin "Kennzeichen D". Offenbar habe sich die Fleischlobby mit dem Wunsch durchgesetzt, die Rinderkontrollen zu unterlassen, "nur um den Anschein zu wahren, Deutschland sei BSE-frei."
Der von der EU-Kommission zur BSE-Kontrolle frischgeschlachteter Rinder empfohlene Sicherheitstest, den vor allem Dänemark, die Schweiz und Frankreich erfolgreich anwenden, wird nach Informationen von "Kennzeichen D" von Behörden und Fleischwirtschaft in Deutschland weitgehend blockiert. Das von Wissenschaftlern der Prionics AG Zürich entwickelte Verfahren, mit dem die Erreger der Rinderseuche binnen weniger Stunden in Hirnproben der Tiere nachgewiesen werden, wird bundesweit außer in einem Modellversuch in Nordrhein-Westfalen nur in knapp 40 Metzgereibetrieben durchgeführt.
Die wenigen Metzgereien, die ihre Schlachtrinder auf BSE testen lassen, registrieren allerdings starken Kundenzustrom. 80 bis 100 Mark Laborkosten pro Rind verursachen nur geringe Preisaufschläge, in der Regel 10 bis 40 Pfennige pro Kilo Fleisch und Wurstwaren.
Den mit dem BSE-Test befassten nichtstaatlichen Einrichtungen würden nach Auskunft des Leiters des Würzburgers Babende-Instituts für medizinisch-biologische Forschung, Dr. Michael Werk "von den Behörden Knüppel zwischen die Beine geworfen". Man berufe sich darauf, dass Deutschland BSE-frei sei und der Test sich demzufolge erübrige. Der Wissenschaftliche Lenkungsausschuss der EU-Kommission hatte die Bundesrepublik dagegen kürzlich als BSE-Risikoland eingestuft: Heimische Rinder könnten bereits mit dem Erreger angesteckt sein. In Deutschland wurden von 1992 bis 1997 sechs BSE-Fälle bei Importrindern gemeldet.
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