Ist mein Kind noch normal?
ZDF-Dokumentation über Familien im Therapiestress
Mainz (ots)
Laut Statistik wächst an den Schulen eine Generation von Kranken und Verhaltensauffälligen heran. Fast die Hälfte aller Schulkinder hat schon einmal heiltherapeutische Hilfe bekommen, 18 Prozent der Jungen und 12 Prozent der Mädchen gelten als verhaltensauffällig, bei mehr als 10 Prozent eines Jahrgangs wird "ADHS" diagnostiziert. Sind unsere Kinder wirklich krank? Oder gilt nur das genormte Kind als gesund? Das ist das Thema der "37°"-Dokumentation am Dienstag, 8. März 2011, 22.15 Uhr: "Ist mein Kind noch normal? - Familien im Therapiestress".
Der Film von Katrin Wegner porträtiert drei Familien im Therapiestress. Ihre Kinder fallen auf, weil sie nicht der Norm entsprechen. Es beginnt eine Odyssee von Arztbesuchen und Therapien. Die Dokumentation stellt die Frage, welchen Preis die Kinder für den vermeintlichen Erfolg zahlen und was es für die Eltern bedeutet, die Entwicklung ihrer Kinder in die Hände von Fachleuten zu geben.
Der 14-jährige William führt gern Selbstgespräche. "Ich kann dann alles besser verarbeiten", sagt er. Aber seine Umwelt stört sich daran - schon seit dem Kindergarten. Es folgten unzählige Arztbesuche, Diagnosen, Therapien. Seine Eltern kritisieren: "Früher war es Aufgabe der Lehrer, Kindern bei Schwächen zu helfen. Heute müssen wir die Förderung bei Therapeuten suchen und selbst bezahlen, damit unsere Kinder mithalten können."
Als der heute achtjährige Luca eingeschult wurde, hatte er Schwierigkeiten, sich zu integrieren. Er störte den Unterricht. Eine Psychologin hielt ihn für hyperaktiv und forderte die Mutter auf, dem Kind "Ritalin" verschreiben zu lassen, doch sie weigerte sich. Luca wechselte an eine kleine Grundschule. Der Schulakte zufolge erwartete man dort ein kleines Monster, doch es kam ein normaler Siebenjähriger ohne Verhaltensauffälligkeiten. Als die Schule wegen Sparmaßnahmen geschlossen wurde, kam Luca in eine dritte Grundschule. Hier verweigerte er sich schließlich komplett. Die Lehrer verfügten einen Wechsel in die Sonderschule.
Auch der zwölfjährige Seraphim hat viele Therapien hinter sich: Im Kindergarten fiel er auf, weil er lieber für sich alleine spielte, in der Grundschule erklärte man sein verträumtes Wesen für krank. Die Eltern hielten ihr Kind eigentlich für normal, rannten aber von einem Psychologen zum nächsten. Jeder diagnostizierte etwas anderes. Seraphim begann, an sich zu zweifeln. "Was stimmt mit mir nicht? Warum bin ich krank?" Seine Schulleistungen wurden schlecht. Erst seit er eine Privatschule besucht, fühlt er sich endlich anerkannt und respektiert.
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