"Unsere Digitalstrategie war und ist richtig"
Intendant Markus Schächter bilanziert vor dem ZDF-Fernsehrat
Mainzer Sender hat sich als "Innovationsmotor des deutschen Fernsehens" bewiesen
Mainz (ots)
"Die Veränderungen der vergangenen zehn Jahre waren gravierender und umwälzender als jene in den vier Jahrzehnten davor." Dieses Fazit zog ZDF-Intendant Markus Schächter in einer Bilanz seiner zu Ende gehenden zehnjährigen Amtszeit an der Spitze des Mainzer Senders. In seiner Haushaltsrede vor dem ZDF-Fernsehrat erinnerte Schächter daran, dass die Wandlung der klassischen Fernsehanstalt zu einem modernen Multimediaunternehmen eine der größten Management-Herausforderungen des zurückliegenden Jahrzehnts gewesen sei. "Keiner von uns konnte vor zehn Jahren erahnen, wie rasant die Digitalisierung voranschreiten würde. Aber ich denke, wir können heute sagen, dass die Digitalstrategie des ZDF richtig war und ist", sagte der ZDF-Intendant. Vor dem Hintergrund der Abschaltung der analogen Satellitensignale im Frühjahr 2012, der absehbaren Verschmelzung von Fernsehschirm und Internet, der faszinierenden Optik des hochauflösenden Fernsehens und der Zunahme zeitversetzter und interaktiver Nutzung des Fernsehens auf hybriden Endgeräten bleibe die Weiterentwicklung dieser Strategie eine Daueraufgabe.
Das ZDF habe sich in den vergangenen Jahren als "Innovationsmotor des deutschen Fernsehens" bewährt. Unter dem Begriff "Mediathek" habe das ZDF "das erste relevante Videoportal in Deutschland" auf den Weg gebracht. Dass "Mediathek" so etwas wie ein Gattungsbegriff geworden sei, spreche für sich. Der Auf- und Ausbau der drei neuen Digitalangebote des ZDF sei der Erfolg interner Mittelumschichtungen.
Schächter: "Es gab dafür nicht einen einzigen zusätzlichen Gebühren-Cent. Was die Konkurrenz als ungebremste Expansion beklagt, ist in Wahrheit das Ergebnis einer konsequenten Umstrukturierung."
Um in einem der wettbewerbsstärksten Medienmärkte der Welt auf der Höhe der Zeit zu bleiben, habe sich das gesamte Unternehmen ZDF einem komplexen Transformationsprozess unterziehen müssen. Auch im internationalen Vergleich könne sich das ZDF-Management sehen lassen. Für "die weitsichtige Vorbereitung des Hauses auf die großen revolutionären Herausforderungen der digitalen Welt" wurde das ZDF 2009 in New York mit der höchsten TV-Auszeichnung, dem Emmy-Award, bedacht.
Zum Streit um die Telemedien-Angebote der öffentlich-rechtlichen Anstalten im Internet merkte der ZDF-Intendant an, die Sorgen der Verleger seien "unbegründet". Die Auswirkungen der ZDF-Online-Ange¬bote auf den Markt seien minimal. Schächter: "Mit vernünftigem Blick auf einen gemeinsam angestrebten Qualitätsjournalismus wäre eine Kooperation der Verleger mit uns sinnvoller als eine ins Leere schießende Konfrontation". Der öffentlich-rechtliche Rundfunk werde in seiner ganzen Vielfalt gebraucht und "nicht als Lückenbüßer für die Defizite des Marktes, nicht im Sinne einer komplementären Aufgabenteilung, auch nicht im Sinne einer Mindestversorgung, sondern nach wie vor als publizistisches Fundament unserer Medienkultur". Der ZDF-Programmanspruch, Vielfalt mit hohem Informationsanteil zu bieten, sei kein erklärtes Ziel des Marktes. "Der kommerzielle Rundfunk wäre dafür nicht in die Pflicht zu nehmen. Der Markt leistet keinen publizistischen Gesellschaftsauftrag aus sich heraus, und schon gar nicht im gnadenlosen Verdrängungs- oder Vernichtungswettbewerb der Global Player."
Auch 2012 werde das ZDF mitdefinieren, was im Fernsehen sehenswert und meinungsbildend, interessant und relevant ist. "Programmerfolg" heiße für das ZDF, sich unter den Top 3 des TV-Marktes zu halten und gleichzeitig sein öffentlich-rechtliches Qualitätsprofil zu schärfen. Noch immer biete das ZDF den höchsten Informationsanteil aller deutschen Vollprogramme. In den Programmgenres Dokumentation, deutsche Kino- und Fernsehfilme, Unterhaltungsshows sowie Wissenschafts-, Wirtschafts- und Kulturmagazine habe die Senderfamilie in den Augen der Zuschauer die größte Kompetenz.
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